27. Februar 2013

Beetlemania

Während meiner Recherchen zu den unterschiedlichsten Themen stoße ich immer wieder auf Kurioses und auf tolle Bilder, die fast zu schade sind, um sie nur auf Facebook zu teilen.

So ein Foto ist mir heute über den Weg gelaufen.
Es zeugt von hoher Handwerkskunst und von sehr viel Leidenschaft.

Ein Kroate, Zeljko Vrbanus, der eine Firma in der Metall- und Eisenverarbeitung in Sisak hat, hat wohl aus Werbezwecken in knapp 2800 Arbeitsstunden ein kleines Meisterwerk gebaut und obwohl ich mich kaum für Autos interessiere, zieht mich das Bild magisch an.


www.vrbanus.com
 Der Wagen ist ein absolutes Unikat und tourt auf diversen Ausstellungen um die Welt. Er wird gerne für Hochzeiten und Feiern ausgeliehen und auch ich habe mich in ihn verliebt, nur scheint es so, dass er „offen“ ist und daher nicht wirklich fahrbar im Winter. Aber er sieht entzückend aus!



Der Bosnier Momir Bojic (aus Celinac bei Banja Luka) hat anscheinend auch ein Herz für den VW Beetle und baute diesen in einem Jahr aus Holz nach!




Der Wagen ist eine kleine Attraktion in Banja Luka und wird immer wieder fotografiert.
Überall, wo er auftaucht sorgt Momir mit seinem Auto für Aufsehen!

Wen wundert es.

Deutschland (Auto) plus Jugo (die HAndwerker) = ein gutes Team!

Ja, die Ex-Jugos sind wohl handwerklich begabt, ich finde beide Autos hinreißend und wünschte, ich hätte so eines!

LG

Sneki


24. Februar 2013

20 Jahre Jugokrieg in New York



Letzten Sommer spazierte ich die Park Avenue in New York auf und ab und auf dem Weg dorthin war ich schon an einem kleinen pittoresken Häuschen vorbeigekommen, an dem draußen eine serbische Fahne wehte, gar nicht weit vom Central Park. Noble Lage, dachte ich.
Es war das Generalkonsulat Serbiens.

Damals wusste ich aber nicht, dass die „Jugoslawen“ ein paar Blocks weiter für wahre Dramen auch außerhalb Jugoslawiens sorgen und den Kriegsschauplatz quer über den Atlantik verschieben können.

Es war einmal ein Land…. Dessen Politiker und Bewohner trennten sich irgendwann wie ein Paar in einem blutigen Rosenkrieg, weil sie eben nicht mehr glücklich und zufrieden waren.

Und was passiert während eines Rosenkriegs (wieso heißt das eigentlich Rosenkrieg, die armen Rosen…aha hier steht´s: Rosenkriege)?

Irgendwann geht es darum, wer das Haus bekommt und das Vermögen und genau so war es bei unseren Jugoslawen.

Die Jugokommunisten ließen sich nicht lumpen und hatten im Jahr 1975 für US $100.000 ein über 700 qm² großes Apartment an der schicken Adresse 730 Park Avenue im 16. und 17. Stock für die jugoslawischen UN-Mitarbeiter erworben.



Das Juwel hatte sechs Schlafzimmer, vier große Bäder und zwei kleine und eben jede Menge Platz, insgesamt an die 14 Räume. Wer gibt so etwas im dicht bebauten Manhattan schon auf?

Nun zerfiel Jugoslawien aber und die Nachfolgestaaten lieferten sich einen erbitterten Kampf um die Wohnung, die jeder neue Staat für sich beanspruchte.

Verständlich. Jedoch war es den Balkanesen, wie so oft, nicht möglich, sich vernünftig zu einigen, sie verboten den jeweils „anderen“ überhaupt den Aufenthalt in der Wohnung. Der letzte Bewohner, der Kroate Darko Silović, hatte sich zunächst geweigert auszuziehen. So kam es nun, dass die Wohnung knapp 20 Jahre lang leer stand und immer weiter verfiel, obwohl Serbien monatlich über $ 12.000 an Betriebskosten zahlen musste, die sich heute auf über 2 Millionen Dollar belaufen. Allein die Frage, welchen Makler man beauftragen sollte, schien denen von Balkan eine unlösbare Frage. Ich nenne es „inat“ (absichtlich etwas tun, um den anderen zu ärgern).



Letztendlich landete die Angelegenheit bei verschiedenen Gerichten, die sich alle mit der Frage beschäftigen, wer das Anrecht auf die weltweit ex-jugoslawischen Immobilien hat und sie somit verkaufen darf. Mit juristischer Hilfe wurde den Politikern des anderen Staates auch der Zutritt untersagt. So kam es, dass die Speisen im Kühlschrank vergammelten und die letzten Habseligkeiten von Herrn Silović vermoderten. 

"Paint is peeling from the ceiling of the salmon-colored living room. Silver serving pieces, desperately in need of a polish, sit on a buffet in the formal dining room. The kitchen contains a microwave oven the size of an air conditioner, and the pantry still holds a jar of maraschino cherries and Thai pepper paste." (NY Post)

Der Erlös soll je nach aktueller wirtschaftlicher Leistung der einzelnen Länder aufgeteilt werden.

Angeblich bekundete Jack Nicholson schon Interesse am ca. 15 Millionen $ teuren Objekt, denn eine so große Wohnung in dieser Lage zu ergattern, ist schon wie ein Sechser im Lotto. Einmal drin…werden solche Wohnungen nie wieder verlassen, höchstens wenn jemand stirbt und sie nicht weitervererbt hat oder sie aus finanziellen Nöten verkauft, was bei den Superreichen so gut wie nie geschieht.

Lieber Jack: leg noch ein paar Millionen für die Renovierung drauf.

Ich wüsste zu gerne, wer die Immobilie gekauft hat.

Jack wants to buy it! 








22. Februar 2013

Hellblau, Dunkelblau fast Schwarz



Svetlo plavom bojom, oboji me.
Nedaj da me tama dodirne.
Života bez ljubavi bojim se.
Molim te, vodi me....
Na bele njive, na bele njive nebeske.
Tamo gde tuga u jednom trenu nestaje.
Na bele njive, gore iznad oblaka.
Da opet budem kao ptica slobodna,
kao ptica slobodna.
Svetlo plavom bojom, zagrli me.
Nedaj da me tama, dobije



Bemale mich mit hellblauer Farbe
Lass nicht zu, dass die Dunkelheit mich berührt.
Vor einem Leben ohne Liebe fürchte ich mich.
Ich bitte dich, führe mich...
Auf die weißen Felder, auf die weißen himmlischen Felder.
Dorthin, wo die Trauer augenblicklich vergeht.
Auf die weißen Felder, oben über den Wolken.
Damit ich wieder frei wie ein Vogel sein kann,
wie ein Vogel frei.
Mit hellblauer Farbe umarme mich.
Lass nicht zu, dass die Dunkelheit mich erwischt.


Maja Odžaklijevska


18. Februar 2013

Der Stresshase und die Kakao-Kuh – back to the roots



Kennt ihr den Hasen aus Alice im Wunderland, der immer Hektik verbreitet, weil er immer zu spät dran ist?

Er hat eine Uhr und ist ständig auf dem Weg, ich weiß schon gar nicht mehr wohin, aber er ist sozusagen der Vorgänger des Duracell-Hasens..trči ko navijen tamo vamo. 



Fakt ist, so fühle ich mich fast jeden Tag. Ich gehe auch nicht zur Arbeit, ich renne und viele sagen mir dann: Geh bitte langsamer, wieso rennst du denn so. Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht, ich schätze mal ja, zumindest wenn ihr arbeitet und Kinder habt.

Das Gefühl, dass der Tag einfach zu wenige Stunden hat, ist stets präsent.
Deutschland ist zwar nicht Tokio, da stelle ich es mir schlimm vor und auch nicht New York, aber dennoch ist Deutschland Stress. Der Stern berichtet darüber, der Spiegel druckt „Dick durch Stress“ auf die Titelseite und alle brauchen eine Time-Out wegen Burn-Out.

Ich habe immer gedacht, dass ich sehr stress-resistent bin, aber ich merke, dass dem nicht ganz so ist. Ich sehe nur Termine, Termine, Termine und dann kommt das schlechte Gewissen, wenn etwas mal nicht so perfekt ist, wie es sein sollte, denn als Mutter setzt man sich selber wohl unter den größten Druck von allen. Das Kind muss geschniegelt sein, die Wohnung, der Job will getan werden und man selbst möchte auch nicht wie aus der Gosse gezogen oder wie Courtney Love aussehen. Dabei gibt es diesen Spruch: Ne možemo oboje izgledati savršeno, biraj ili kuća ili ja! (Wir können nicht beide perfekt aussehen, wähle: entweder das Haus oder ich!)

Haben wir vom Balkan aber eine andere innere Uhr? Oder besser gesagt die Menschen, die am Balkan leben, denn man passt sich ja immer den neuen Lebensumständen an.

Um spätestens 9 Uhr morgens sitzt die Deutsche mit Unter- und Überlack auf den Nägeln, gepuderten Wangen und einer eingetragenen Pilates-Stunde um 18:00 Uhr im Büro, wenn die Bosnier in der kafana sitzen, wo man sie um 11 Uhr immer noch findet. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben keinen Bosnier hektisch hantieren gesehen. Die haben die Ruhe weg! Komme ich heut nicht, komm ich morgen.  

Ja, Ex-Yu ist anders. Ich habe mal im europäischen Patentamt gearbeitet und musste öfter mal mit den Jugos telefonieren. Ich wette, es ist leichter Obama ans Telefon zu bekommen, als einen arbeitenden Bosanac: „Dobar dan, da…da ovo je hotel XY…da, rezervišete? Da kolega evo otišao na kafu. Nazovite kasnije.“ (Guten Tag, Hotel XY. Ach Sie wollen reservieren? Ja, der Kollege ist beim Kaffee, rufen Sie doch später an...klack.)
Muss ich also auch zurück zu den Wurzeln? Ist Stress rein geographisch gesehen gegen meine Natur?


Wenn es mich mal wieder erwischt und ein Kunde Jobs asap (as soon as possible) haben möchte, dann beschwöre ich meine bosnischen Gene: werdet aktiv…slow down……atme durch! Ich wünsche mich an Orte, an denen es grün ist und gemütlich. Es gibt dort kein Internet, keine iphones, keine U-Bahn, keine vollen Läden, keine Hochhäuser, keinen Lärm und kein Neonlicht.

Ich träume von dichtem Dschungel und dass Kolibris vor meinem Fenster umherfliegen.
So wie von der Mashpi Lodge in Ecuador:

www.mashpilodge.com

Und dazu will ich diese Klänge hören: Regenwald

Dann fällt mir wieder Bosna ein. Die Zeit ist dort auch für mich eine andere. Die Bosanci haben meine Geduld bis auf´s Äußerste strapaziert, aber sie schaffen es, dass ich irgendwann aufgebe und denke: Ok, po-la-ko. Lang-sam. Denn ein Bosnier kann stur sein...hetz ihn bloß nicht!

Ja, auch Bosnien kann Zen und langsam sein, entschleunigen und heilen.

Ich esse Obst und Gemüse in bester Bioqualität, atme frische Luft und schlafe wie ein Baby. Ich sehe mich schon Tomaten in unserem Garten pflanzen und Kartoffelkäfer einsammeln, ein Szenario, das mir noch vor 5 Jahren absurd vorkam, weil ich auch der Meinung war, dass alles unter einer Million Einwohner praktisch auf der Karte nicht exisitiert. So ist das, wenn man jung ist und Clubs lebensnotwendig sind.

Ich habe gelacht, wenn mir früher ein ultrareicher Senior mit Toupet erzählt hat Zeit sei der größte Luxus. Ist sie.

Und dann sah ich diesen Bericht im Fernsehen!
Man muss nicht nach Ecuador in die Mashpi Lodge fahren und auch wenn man keine Verwandten auf dem Balkan hat, gibt es eine Möglichkeit, wieder mit der Natur in Kontakt zu kommen und z. B. sein Essen selber anzubauen.

Es gibt eine Organisation, die sich „World Wide Opportunities on Organic Farms“ (kurz WWOOF) nennt. Sie bringt freiwillige Helfer und Ökobauern zusammen, die ein wenig Hilfe benötigen. Der Helfer erhält für seine Hilfe am Hof kein Geld, dafür aber freie Kost und Logis und außerdem sammelt er wertvolle Erfahrung und Kenntnisse.

Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe eine Dame im Büro gesehen, die in unserer Küche tatsächlich ihr Ei mit einer Smartphone-App gekocht hat. Ich bin keine von der Fraktion: Frauen an den Herd..aber wenn man/frau nicht mal ein Ei ohne App kochen kann? Dann stimmt etwas nicht. Wenn Kinder denken weiße Milch kommt von weißen Kühen und Kakao aus braunen Kühen?

Kurzum ich halte WWOOF für wirklich wertvoll und kann es kaum erwarten, meinen Sohn auch mal auf´s Land zu schicken, damit das Leben von einer anderen Seite kennenlernt. Natürlich kennt er Bosnien, da musste er aber noch nie auch nur eine Pflaume hochheben. Am liebsten würde ich selbst hin, vielleicht mache ich das, denn bei vielen Familien sind Kinder willkommen, sie müssen nicht arbeiten und vielleicht sagt mein Mini-Jugoschwabo dann nicht mehr „hocem, necem“.

WWOOF gibt es auch in Serbien, in Bosnien und Kroatien anscheinend nicht.

Das Paar, das ich im TV gesehen habe, war nicht einmal vom Balkan, sondern aus Holland und Deutschland denke ich. Es hat das Bio-Potenzial der Region erkannt und versorgt sich nahezu komplett selbst und baut Gemüsesorten an, die schon in Vergessenheit geraten sind.

Alte Menschen bitten um Hilfe, wie eine 78-jährige Frau, die die Arbeit nicht mehr alleine schafft.

Die Menschen kamen teilweise aus den USA und anderen Ländern zurück, um wieder auf dem Land zu leben.

Sie betreuen Waisen, bieten auf dem Land Therapien an oder wollen schlicht der Stadt den Rücken kehren. Sie bauen Gemüse an, Gewürze wie Oregano an und Thymian, Wacholder oder Minze. Haben Aprikosen-, Walnuss oder Pflaumenbäume. Sie verkaufen die Produkte an Firmen oder auf dem Markt.

Man kann pflanzen, ernten, säen, Schweine füttern, Obst sammeln, beim Kochen und Backen helfen, Körner mahlen oder Kühe melken und sich abends in das Heu fallen lassen, so wie es unsere Eltern getan haben.

Man kann in einer Welt leben, in der wirklich gelebt wird und nicht über PCs, Laptops und Fernseher, in einer Welt, in der es wirkliche Tiere gibt und nicht welche aus Farmville, in der es kein Facebook gibt, kein asap, keine Termine auf die Minute, in der eine Maniküre nicht wichtig ist und auch nicht das Label der Handtasche. Könnte ICH überhaupt überleben auf einem Hof im Notfall? Angenommen Zombies wüten in der Stadt wie in schlechten Hollywoodfilmen...wüsste ich überhaupt, wann ich die Karotte oder Kartoffel aus der Erde ziehen kann? Könnte ich eine Kuh melken, ohne dass sie mich mit dem Huf erschlägt? Bin ich ein Opfer der ach so gemütlichen und alles wird mir serviert-Welt?

Meine Eltern sind vom Land und ich weiß nicht einmal, wie viel Eier ein Huhn am Tag legen kann. Ich lebe ein anderes Leben, als meine Eltern.

Wir könnten alle helfen und dazu beitragen, dass die kleinen Höfe überleben. (Wie wird das nur in der EU eines Tages, werden dann alle lokalen Produkte verdrängt?).

Die Frage ist nur: Wer hilft wem? Brauchen wir alle nicht ein wenig po-la-ko und Natur?

http://www.wwoofserbia.org/ 






16. Februar 2013

Yummy Yugo


Draußen ist es so kalt, langsam reicht es auch wieder mit dem Winter und was kann man daheim machen, das einen glücklich macht und für das man nicht nach draußen gehen muss? Richtig! Aber das meine ich nicht.

Abgesehen von Mode/Schuhen, Musik/Filmen, Lesen/Schreiben, Reisen gibt es da noch das Kochen, für das ich mich wirklich voller Hingabe begeistern kann.

Fluffige Mouse au Chocolat aus dunkler Schokolade. Bunte Macarons von Ladurée aus Paris, die auf der Zunge schmelzen, wie Butter in der Sonne….frischer Salat mit Ziegenkäse, Trauben und Walnüssen mit Honig, dampfende Pasta, die von fruchtiger Tomatensauce liebkost wird, liebliche Süßkartoffeln aus dem Ofen, scharfe Thai-Currys mit Koriander und Zitronengras....alle schreien sie: iss mich, ich bin so lecker. Ich tröste, ich wärme, ich rege an, ich erinnere dich an etwas.

Und die Farben erst! Wie sieht eine purpurfarbene Kuchenfüllung aus, die von einer weißen Marzipanhülle umgeben ist? Ein Vanillesorbet, das auf einer Maracuja-Mango-Sauce liegt? Ein Büffel-Mozzarella-Tomatensalat mit Basilikum und Pfirsichen? Es ist ein Fest für die Augen.

Wäre Jamie Oliver vom Balkan, (I love you Jamie, I think I wanna marry you, Jules must be a lucky girl! Please make a special about the Balkans) ich würde nur über ihn schreiben!

Aber Gott sei Dank lässt auch dieses Thema sich doch mit dem Blog verbinden.

Normalerweise denkt man bei Balkan und Kulinarik nur an eines: Fleisch.

Aber es gibt so viele Gerichte ohne Fleisch, die wirklich köstlich sind und mich an meine Kindheit und Jugend erinnern.

Ich stehe auf den süßlichen Duft von gerösteter roter Paprika, die Haut wirft Blasen und dann wird die Paprika in kiloweise Knoblauch eingelegt, der noch dazu sehr gesund ist.
Und das Aroma von selbstgemachtem Ajvar, nein nicht der aus dem Fertigglas…

Meine Mama hat oft Sataraš gemacht, ein Gemüsegericht mit Paprika und Tomaten aus der Pfanne.

Dann gab es oft Pfannkuchen mit Hagebuttenmarmelade, vor Zucker triefende Tulumbe und Baklava, Bohnensuppe na klar oder gebackene Bohnen, Pita mit Käse, Apfel, Spinat, Kürbis oder Kartoffeln, Burek mit Käse….Reis mit Gemüse, Krempita und Šampita, Fischeintöpfe, Sarma mit Reis…

Der Balkan ist viel mehr, als nur Fleisch.

Ich möchte euch heute Blogs vorstellen, die teilweise wunderschöne Bilder enthalten, originelle Rezepte und auch traditionelle. Sie müssen sich vor internationalen Blogs nicht verstecken. Man findet auf ihnen einfaches Maisbrot, genauso wie raffiniertes Gebäck (siehe Macarons).

Alle Verfasser sind aus Ex-Yu und dementsprechend ist die Sprache nicht Deutsch.

Ich persönlich koche auch selten etwas vom Balkan, vielleicht sollte ich ein paar Rezepte ausprobieren und hier vorstellen.

Viel Spaß beim Stöbern und Entdecken.

Hier schon mal die Rezepte und Blogs, die mir besonders gut gefallen.
Kocht selbst und werft die Maggi- und Vegeta-Tütchen (<---voller Mononatriumglutamat und Salz) weg! :-)




 Dekorativer Wassermelonenkuchen ohne Backen!

Zum Rezept





Ein himmlisches Weißweinrisotto mit Hühnchen, Oliven und Rotkohl

Zum Rezept





Muffins mit Schokolade und Himbeeren

Zum Rezept





Das ist mein absoluter Lieblingsblog. Man kann sich an den tollen Bildern nicht sattsehen und sich kaum entscheiden, was man zuerst nachkochen soll. Die Tarte Tatin mit karamellisierten Zwiebeln und Tomaten oder diese hinreißenden Kekschen.....


Midnight crackles

Midnight Crackles





Cokoladna srca

Rezept bei Mamina jela






Perece (wenn Brezen nicht zum Jugoschwabo passen, dann weiß ich auch nicht. :-) ..)

Sehr liebevolle Bilder!

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Ich esse zwar kein Fleisch, aber auf der Seite ist ein Rezept für Lammkotletts mit Brombeersauce und Kartoffelpüree, das sehr verlockend aussieht.

Sehr beliebter Blog mit Weihnachtsplätzchen, Süßem, Broten und Vielem mehr.




























7. Tina´s Cookings

Mixed flour seeded loaf
Manchmal kann Einfaches so gut sein...


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Bruschetta mit Schinken und Feigen: Rezept

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9.  Mezze

Hier sind alle Bilder eine Wohltat für die Augen!

Mirisna dunja!



Via
Unbedingt auch ansehen!








Diese zwei Rezepte sprechen für sich selbst:













Diese kleinen Tassen aus Emaille/Metall hatten wir auch daheim, sehr ländlich und süß! 


cheg finde, verschieg i

10. Februar 2013

Balkan burning


Michael, Andrew und James waren aus dem Gefängnis freigekommen und dachten wahrscheinlich, dass sie das Schlimmste nun hinter sich hätten.

Am Nachmittag waren sie auf dem Weg zu einer Kirche von Polizisten verhaftet und lange festgehalten worden. Der Fahrer des Wagens, James, war angeblich zu schnell unterwegs gewesen und so musste er sich einem langwierigen Verhör unterziehen, die anderen zwei wurden ebenfalls festgehalten.

Irgendwann erhielt James eine Geldstrafe und alle durften das Gefängnis verlassen.

Die Freiheit währte nur leider nicht lange.

Schon nach ein paar Kilometern ertönte die Polizeisirene und sie mussten erneut anhalten.

Laut späteren Polizeiakten hatten sich etwa zehn Polizisten um den Wagen der jungen Männer versammelt, die aussteigen mussten und an einen abgelegenen Ort gebracht wurden.

Michael und Andrew wurden dort sofort erschossen, während James gegeißelt, gequält und schließlich vom Mob auch getötet wurde.

Ihr Wagen wurde angezündet, um Spuren zu beseitigen und die Leichen wurden mit einem eigens herangeschafften Bulldozer unter einem Erdhügel versteckt. Niemand sollte wissen, was geschehen war.

Michael Schwerner war 24 Jahre alt.
James Earl Chaney war 21 Jahre alt.
Andrew Godman war 20.

Was hatten die Jungs verbrochen, das die Männer, offensichtlich etliche Polizisten unter ihnen, so wütend gemacht hatte?

Waren Sie Kindermörder?

Nein. Sie waren Aktivisten der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, die sich für die Rechte der Afroamerikaner einsetzte. Das Fatale nur war: es war das Jahr 1964, sie waren in den Südstaaten und die Mörder waren allesamt Mitglieder des Ku-Klux-Clans.

Nun werdet ihr euch fragen, wieso ich euch mit diesem Thema komme.

Auf diesem Fall, der als Mississippi-Bürgerrechtsaktivistenmord in die Geschichte einging, basiert der grandiose, wirklich grandiose Film Mississippi Burning.

Ich habe keinen Film gesehen, der mich mehr erschüttert hat, noch dazu, weil er auf einer wahren Geschichte basiert. Wer Gene Hackman in der besten Rolle seines Lebens sehen will, wie ich finde, sieht sich diesen Film an. Seht ihn einfach an, egal aus welchem Grund. Ich bitte euch darum, ihr werdet es nicht bereuen.

Aber es geht hier nicht um Schauspielerei. Der deutsche Titelzusatz des Films lautet: Die Wurzel des Hasses.

Und die Atmosphäre de Films ist so durchtränkt von Hass, dass man Gänsehaut bekommt. Dennoch: was um Himmels willen will ich?

Der Hass – der Balkan. Will ich sagen, die Mörder auf dem Balkan sind so schlimm wie der Ku-Klux-Clan? Nein.......sie sind schlimmer. Der Clan agiert heimlich und versteckt sich hinter Masken, die Nationalisten haben sich auch noch gebrüstet, Lieder gesungen, wie sie die anderen abschlachten werden und waren noch stolz darauf.....

Fanatisch und wahnsinnig teilweise wie der unerbittliche Hass der Weißen auf die Schwarzen im Film und noch darüber hinaus. Eine Gruppe gegen eine andere, lieber Unterschiede betonen, als Gemeinsamkeiten. Sich abgrenzen und einen gemeinsamen Feind ausmachen, an dem man sich abreagieren und seine primitivsten und animalischsten Triebe bis hin zum Mord ausleben kann. Den man für das eigene Unglück verantwortlich und dämonisieren kann. Unmensch werden.

Ich habe in keinem anderen Land der Welt, und ein paar habe ich nun doch gesehen, so viel Hass gespürt, gesehen, gehört wie bei Menschen aus Ex-Yu. Gut, ich war nicht in Afghanistan oder Israel und nicht im Gaza-Streifen. Das Schlimmste ist, der Hass macht nicht vor Grenzen halt.

Er sitzt mitten in Deutschland, in Österreich, überall, wohin Menschen aus Ex-Yu ausgewandert sind.

Nun sage ich NICHT, es sind alle so, aber diejenigen, die so sind, die hassen mit einer Inbrunst, die ihres Gleichen sucht.

Natürlich vielleicht sogar verständlich, wenn jemand im Krieg liebe Menschen verloren oder Leid ertragen hat, er ist traumatisiert für immer. Ich empfinde Mitgefühl für jeden Einzelnen, dem Unrecht widerfahren ist.

Aber was bringt Jugendliche dazu, die hier geboren und aufgewachsen sind, nationalistisches Gedankengut an den Tag zu legen?

Ich kann mir (fast) kein Youtube-Video ansehen, ohne dass sich vor allem katholische Kroaten und orthodoxe Serben aufs Übelste beschimpfen. Es wird gestritten, man wird ausfallend, die Familie wird beleidigt und es werden sogar Morddrohungen ausgesprochen. Wenn der Künstler im Video gut ist, wird gezankt, ob er denn nun Kroate oder Serbe ist (nein, er ist Serbe, nein sein Vater ist aber aus Kroatien…) und wenn er schlecht ist, wird er niedergemacht und selbst bei einer eindeutigen Identität gibt es genug Anlass, um den „anderen“ zu sagen, was für Hurensöhne sie doch sind.

Gerade habe ich einen Test gemacht, wenn ihr denkt, ich übertreibe. Ich habe einfach Ceca eingegeben, eine der berühmtesten Sängerinnen aus Serbien und das erste beliebige Video angeklickt. Volltreffer. Reine Provokationen, Beleidigungen, es wimmelt vor Flüchen auf unterstem Niveau und dazwischen gehen ein paar User unter, die versöhnliche Worte sprechen oder die Idioten ermahnen, sie mögen sich doch einfach das Video ansehen und die virtuelle Klappe halten. Die Mehrzahl der Kommentare wurde von irgendjemandem gelöscht, weil sie zu derb war und zu viele negative Bemerkungen erhielt. Ja, die bei Youtube haben viel zu tun.

In Foren, auf Facebook, selbst bei Xing unter gebildeten, studierten Menschen ist man nicht sicher und findet sich circa 20 Jahre nach Kriegsende an der Frontlinie.

Im wahren Leben läuft alles viel subtiler ab, aber auch da findet man genug Hass, wenn man nur etwas tiefer bohrt. Viele bejahen, dass sie nichts gegen die „anderen“ hätten, nein – vielmehr noch, sie haben Freunde der anderen Religion, aber ein Partner oder eine Partnerin der anderen Konfession geht dann in vielen Fällen doch zu weit. Einer hat es sogar selbst zugegeben. Auf meine Frage hin, wieso das denn nicht in Frage käme, lautete die Antwort: Wir sind eben verschieden und ich will keine Probleme. Was denn sei, wenn er sich in eine „andere“ verliebe. Darauf habe ich in mehreren Fällen immer dieselbe Antwort erhalten. Sie hat gar nicht die Chance, als Partnerin in Erwägung gezogen zu werden, da derjenige (könnte auch andersherum sein, also eine Frau, die einen Mann ablehnt) sich sofort distanziert, zumindest beziehungstechnisch, wenn er erfährt, dass sie einem anderen Glauben angehört.

Eine Freundschaft vielleicht, vielleicht ein körperlicher Akt, aber bitte nichts Ernstes.

Ich habe Beziehungen gesehen, in denen sich zwei offensichtlich lieben, der Vater dem Sohnemann daheim aber nahelegt, diese Beziehung zu beenden, ansonsten „nisi više moj sin“ (bist du nicht mehr mein Sohn) und wir alle wissen, der Familie widerspricht man nicht, zumindest nicht in konservativen Familien.

Und noch einmal: es sind nicht alle gleich und dies ist nicht immer der Fall, aber leider oft.

Wieso behaupten viele Orthodoxe aus Bosnien z. B. sie seien Serben? Ihr seid keine Serben, ihr habt keinen serbischen Pass, ihr seid orthodoxe Bosnier. Nun ja, sie wollen sich von den Katholiken und Moslems distanzieren und klarstellen, zu wem sie gehören.

Die Katholiken haben´s da schon einfacher, sie bekommen, selbst wenn sie in bestimmten Teilen Bosniens leben, einen kroatischen Pass on top. Mutter Kroatien kann ihnen ja nicht zumuten, (nur) Bosnier zu sein, selbst wenn die Familien dort seit Jahrhunderten leben.

Ein junger Mann postete auf Youtube ein Video, in dem er vor der bosnischen Flagge sitzt und erklärt, warum. Er ist orthodox und dennoch stolz, aus Bosnien zu sein. Das sehen viele Serben aus Serbien gar nicht gern.

 

Bosanac? 

 

Hier nur einige der Kommentare (können inzwischen entfernt sein):

Kleiner, du bist so viel Serbe wie Mao Tse Tung.

Diese *otze lebt nicht in Serbien oder der serbischen Republik (…)

Wen lügst du hier an, (...) fick dich und dein Bosnien

Ich hoffe, dass sie dich bald liquidieren.

Du *otze, wo warst du, als wir Serben euch vor den Kroaten und Moslems beschützt haben und das ist nun der Dank dafür?

Viele scheinen dem Kleinen aber Recht zu geben und hinterlassen positive Kommentare, die einen hoffen lassen, dass der Hass nicht jedem das Gehirn ausgewaschen hat.

Was mich erschreckt ist, dass ich von jungen Menschen viel schlimmere Sachen lese und höre, als von Alten. Wo haben die das her? Von ihren Eltern? Sie lassen sich mit nationalistischen Flaggen fotografieren, nehmen ihre Kriegshelden in Schutz, verurteilen die der anderen. Freuen sich, wenn Gotovina freigelassen wird, feiern Partys und empfangen ihn wie einen Helden, überschütten ihn mit Orden, denn er war ja kein Verbrecher, er hat sie nur beschützt. Er wurde sogar zum Ehrebürger von Split ernannt und das wo er doch in erster Instanz in Den Haag schuldig gesprochen wurde und das zweite Urteil nur eine knappe Mehrheit hatte (3:2). Dabei spielt es auch keine Rolle, dass Gotovina in den 80-ern in Frankreich wegen Juwelendiebstahls in Haft war, er wollte nur einer netten alten Dame den Schmuck polieren und dann wiederbringen. 

 

Die anderen meinen, Milosević sei gar nicht schlimm gewesen, er habe die Serben nur beschützt, auch wenn er wohl für Völkermord und Vertreibung Tausender verantwortlich war, zu einem abschließenden Urteil kam es ja nie. Und da spielt es auch keine Rolle, dass er 1996 nur durch Wahlfälschung an die große Macht gekommen ist, die Opposition hatte definitiv mehr Stimmen. Spricht auch sehr für seinen Charakter.

 

Und was ist mit Izetbegović? Hat er sich nicht klipp und klar geäußert, dass der Islam mit keiner anderen Religion in einem Land zu vereinen sei? Es könne keinen Frieden mit den anderen zwei Religionen geben? Haben die Moslems nicht gemordet? Sagt nicht ein Dokumentarfilm, er habe seine eigenen Leute bewusst geopfert, um die Serben absichtlich wüten zu lassen, nur damit er der Welt zusammen mit den USA dann zeigen kann, wer der Aggressor ist? Ich habe Dokumentationen gesehen, da ging es doch längst nicht mehr um Menschen, es wurde um jedes einzelne % an Territorium gefeilscht, wie auf dem Bazar. Genau, es ging um Land, bergiges unbebautes Land teilweise, dass sogar Richard Holrbooke such an die Stirn fassen musste. Wie die Waschweiber. Hauptsache, man steht gut da und kann sagen: Hej kuck mal, wir haben prozentual-gesehen mehr Land als DIE DA. Ja deine Cojones sind riesig...

A propos Cojones: Den General möchte ich sehen, der im Bosnienkrieg ganz vorbei dabei war. Versteckt haben sie sich und die Infanterie kämpfen lassen. Wäre Slobo immer im Anzug zu den Verhandlungen aufgetaucht, wenn er um sein Leben durch den Wald gerannt wäre? Tudjman? Was hatten die unbewaffneten Zivilisten mit dem Krieg zu tun? Was? Konzentrationslager? Sprachlosigkeit.

Es wird Machthungrigen gehuldigt. Blinder Gehorsam, wie die Lemminge springen die Nationalisten in den Abgrund, wenn der Commandante sagt: spring. Marie Calic, Balkanexpertin, sagt es gab ethnische Spannungen seit jeher und die ethnische Zugehörigkeit und Religion waren starke Identitätsanker in Zeiten der Unsicherheit und Krise. Von mir aus. Aber Mord? Ex-Yu war komplett außer Kontrolle geraten, Zustände wie im 2. Weltkrieg und das im 20. Jahrhundert. Ich schäme mich, auch wenn ich nichts dafür kann.


Während des Krieges berichteten die jeweiligen Seiten jeweils von den Greueltaten der anderen, aber die eigenen waren aus Selbstschutz oder Rache geschehen oder es wurde nicht näher auf sie eingegangen.

Dann wird mit Zahlen geworfen: ihr habt so und so viele getötet und wir so viele und deswegen seid ihr böse und wir nicht, denn ihr habt mehr umgebracht.

Mehr?

Das macht einen zum Unschuldigen, dass der andere mehr umgebracht hat?

Menschenleben ist Menschenleben….jedes Opfer unnötig und traurig.

Wo kommt dieser Hass her? Woher das Gefühl, so verschieden zu sein und besser als die anderen zwei? Ich denke, man ist unzufrieden wegen irgendetwas, Wut staut sich auf und jemand muss eben schuld sein.

Ja natürlich hab es ein paar Unterschiede und gibt es noch immer, aber ist das ein Grund zum Töten? st das ein en z. B. ein eigenesCafe für die Kroaten gibt und aein und besser als die anderen zwei erurteilen die der anderen. F

Es ermüdet mich so, immer denselben Schrott zu lesen und dass die Schuld von A nach B und dann nach C geschoben wird.

Es schockiert mich zu sehen, dass Taten begangen wurden, gegen die Mississippi Burning ein Kindergarten ist.

Wer gab den Tätern das Recht, zu töten? Und das mehr oder weniger im Namen Gottes?

Dieser Hass zieht sich bis in den heutigen Tag, den meisten fehlt jegliche Objektivität oder das Mitgefühl für das Leiden der anderen. Auf dem Kosovo geht es weiter, erst letztens ist schon wieder eine Bombe hochgegangen, hat Kinder verletzt und 17-jährige streiten im Internet, ob es denn nun ein Serbe oder ein Albaner war und schieben sich die Schuld gegenseitig zu. Ich weiß, wer es war: es war ein Arschloch.

Ihr Nationalisten macht alles kaputt, ihr habt Jugoslawien kaputt gemacht. Nein, nein es waren nicht (nur) die USA und der Westen, ihr wolltet euch hassen und die Menschen, die gegen den Krieg demonstriert haben in Sarajevo, in Belgrad in Zagreb, die haben euch nicht interessiert. Euer Hass war stärker. Kein Land der Welt hätte euch in diese Tragödie treiben können, hättet ihr zusammengehalten. Habt ihr aber nicht. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Menschen, die die Stimme der Vernunft waren und sich weigerten Landsleute zu töten, wurden selbst ausgeschaltet. Einen Kugel in den Kopf von den eigenen Leuten. Genau wie Michael und Andrew, sie waren weiß, aber sie halfen James und das reichte für eine Kugel, während der Schwarze erst einmal gequält wurde.

Aber der Krieg ist vorbei, was geschehen ist, ist geschehen. Jugoslawien gibt es politisch nicht mehr und ihr habt bekommen, was ihr wolltet. Wer ist jetzt der Gewinner? Ich gratuliere, ihr seid the masters of desaster.

Man könnte auch vergeben und vergessen und bei Null anfangen.

Ja, richtig gehört…vergeben.

Ich habe einmal ein Interview über Martin Luther King Senior gesehen. Sein Sohn Martin Luther King Jr. wurde ermordet, wie allseits bekannt ist, aber auch seine Ehefrau, sie saß an der Orgel in einer Kirche! Ein weiterer Sohn wurde tot in seinem Swimmingpool gefunden, obwohl er ein guter Schwimmer war. Und was predigte Senior? Forgive and love your enemies. Was ist das, wenn nicht Größe?

Hat nicht ein palästinensicher Vater die Organe seines Sohnes, der von Israelis erschossen wurde, an israelische Kinder vergeben, um ein Zeichen zu setzen?

Das Herz von Jenin 

 

Was ist das, wenn nicht Liebe im größten erdenklichen Schmerz?

Er war 11 Jahre alt! Elf! Und er ist aufgewachsen und gestorben in einer Welt des Hasses, in einer Welt voller Erwachsener, die es nicht geschafft haben, erwachsen zu sein und die diesen Konflikt seit Jahrzehnten austragen. Willkommen in der Moderne.

Hätte sich der Krieg nicht doch vermeiden lassen können? Es gibt ja auch andere Formen, um Widerstand zu zeigen oder etwas zu fordern. Schon mal etwas von Mahatma gandhi gehört oder Nelson Mandela? Aber natürlich ist es einfacher, sich hinter einer Waffe zu verstecken und draufloszuballern oder vom Berg hinunter zu schießen, als gewaltfrei durch Kommunikation oder gewaltfreie Taten zu seinem Ziel zu kommen. Oh, ich bin mir sicher, einige haben es genossen, auch persönlich Hand anzulegen und sich daran zu ergötzen.

 

Ja Mandela saß 27 Jahre aus politischen Gründen in Haft. Das ist einem nationalistischen Ex-Jugo einfach zu blöd und zu langwierig und da kann man sich auch nicht im Kreig bereichern und Aggressionen loswerden. Sie werden nie die eiserne Durchhaltekraft eines Mandela erreichen, wahrscheinlich lachen sie noch über ihn. Ah pogledaj budale...haha sjedio u zatvoru idiot, eto sta je postigao. (Ja schau dir den Deppen an, saß im Gefängnis, das hat er erreicht). 

Mögen alle Nationalisten ihre blinde Wut überwinden, denn ich bin sicher, dass Hass die eigene Seele zerstört und zerfrisst. Solch ein Mensch kann nie innerlich Frieden finden.

Das Problem ist, wie man sich selber definiert. Wenn man sich natürlich ZUERST einer nationalen Gruppe zugehörig fühlt, wird man sich über diese definieren. Über seine Herkunft, seine Religion und seine politische Einstellung. Definiert euch doch ZUERST als Mensch und nicht an erster Stelle als Serbe, Kroate, Bosnier, was auch immer. Jeder Depp fühlt sich von allem sofort provoziert. In Hamburg wurde eine evangelische Kirche (leerstehend) verkauft und soll eine Moschee werden. Ex-Yu-Leute fühlen sich in ihrem Christentum bedroht udn sehen schon die nächste islamische Belagerung, weil jetzt ein paar Moslems dort beten werden, friedliche Moslems, keine Terroristen und Fanatiker: Als ob es nicht schon Moscheen in Deutschland gäbe, aber man kann ja mal hetzen und ein wenig Feindlichkeit schüren und alle Moslems in einen Topf werfen, genau wie in den Medien das Bild geschürt wurde, die Serben seien die Alleinschuldigen und hätten keine Opfer zu verzeichnen gehabt. Das Schlimmste ist: es sind ja nicht nur Soldaten/Truppen gefallen, die Zivilbevölkerung, die hat die Arschkarte gezogen, auf allen Seiten.

 

 und sich weigerten, rnunft waren und sich weigerten, r war. Ich habe nur gesagtd das zweite Urteil nur eine knappe MAls ob es nicht schon MoscAlsAa

Höre ich mich dramatisch an? Mag sein, aber so viel Hass ist da und egal, wohin ich auch gehe, um mich mit „Jugos“ zu beschäftigen, er ist immer schon da. Ja, ich habe gesagt über so etwas schreibe ich nicht, aber wie gesagt, egal, was ich recherchiere, egal, was mich interessiert, ich muss mir diese Scheiße ansehen, ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein.

 

Nein. Wie soll man auch den Mount Everest nicht sehen, wenn man nach Nepal fährt? So ist es mit Ex-Yu und dem Krieg und dieser Feindlichkeit. Sie schreit: Ich bin da und man kann sie nicht ewig ignorieren.

Umso mehr freue ich mich über jeden, der anders denkt.

Ich bin so müde, diese Anfeindungen zu lesen und zu fühlen, diese Stimmung. Ich bin`s so Leid. So unendlich Leid.


„Long live all Yugoslavs. If your hate could be turned into electricity, it would light up the whole world.“ – Nikola Tesla about his Serbian heritage and being a Croatian.


7. Februar 2013

Back to school - Ni tripac ni tropisvet


Back to school läuft nicht gut, um nicht zu sagen Scheiße.

Wollen wir eben ehrlich sein: Ich habe stark begonnen und die ersten Stunden nur „naš“ gesprochen, aber bereits nach einigen Sätzen fragt mein Partner: „Was ist mit dir los?“ Ich spreche naš, er antwortet auf feinstem Hochdeutsch, obwohl selber ein Jugoschwabo.
Ich bemerke, dass sich das naš seltsam anfühlt, von wegen Muttersprache, auch wenn ich sie gut spreche.

Wir diskutieren über neue Möbel, ich bemühe mich wirklich und komme dann zur „Rückwand“.

Erstes deutsches Wort eingestreut….später im Gespräch höre ich: „A gdje ti je sad tvoj srpskohrvatski?“ Uupps..schon wieder Deutsch gesprochen.
Im Laufe des Tages erhalte ich eine E-Mail von Rüdiger. Wieso ich nicht gleich auf naš schreibe will er wissen, wo ich doch gerade beim Experiment bin.
Ein Deutscher, der mich auf Jugo anspricht und dieses Mal antworte ich auf Deutsch. Was zum Henker ist los mit mir, ist es so unnatürlich mit meinen Mitmenschen in dieser Sprache zu kommunizieren?

Wieso schreibe ich also nicht auf Serbokroatisch?
Nun zu allererst bin ich eben nun mal beruflich in den Sprachen beheimatet, ich bin perfektionistisch.

Ich mag es nicht, Worte falsch zu schreiben oder falsch zu gebrauchen. Ich will mich ausdrücken können, mit der Sprache spielen, ich will die Freiheit haben, zu sagen, was ich will, ohne erst einmal nachsehen zu müssen, was dieses Wort auf Jugo heißt. Und dann muss ich mich noch für das serbische, kroatische oder bosnische Wort entscheiden.
Schreibe ich also kava, kafa oder kahva? Alles Kaffee, alles dasselbe.
Sage ich: Moram raditi oder moram da radim? (Ich muss arbeiten) Und was gehört überhaupt wohin und warum?
Kann ich mich blamieren, weil mir geschätzte 30-40 % (gefühlte 70%) der Sprachkenntnis fehlen?

Ein Slawistikstudent liest hier mit, ein Journalist…Akademiker und Leute, die unten in die Schule gegangen sind und meine „Muttersprache“ perfekt sprechen.
Es gibt genug schlechtes Deutsch, Rechtschreib- und Grammatikfehler.
Ertrage ich es, wenn in meinem Blog ein restringierter Code herrscht? Nein.
In der Arbeit höre ich Riblja Čorba und sie singen: Nisam ni tripac ni tropisvet…Beziehungsweise nachher sehe ich, dass es „dripac“ und „probisvet“ heißt. Und was ist ein „kolosjek“. So ist das…ich mühe mich, ich kämpfe…
Ich nehme mir fest vor, mit einer Jugo-Arbeitskollegin kein Deutsch zu sprechen, aber statt ein paar Vokabeln nachzusehen, schweifen meine Gedanken ab.
Wieso heißt im Serbokroatischen „čovjek“ sowohl Mensch als auch Mann? Ist die Frau kein Mensch?

Wieso heißt „plava“ (=blau) im Jugo blond, während blau im Deutschen hackedicht bedeutet?
Die Jugos sagen zu den USA SAD (sad= traurig).
„Ljut“ bedeutet scharf, aber „Ja sam ljut“ heißt aber „Ich bin sauer“, während im Deutschen „Ich bin scharf“ etwas ganz anderes heißt.
Statt einfach draufloszusprechen, habe ich zu hohe Ansprüche an mich selbst, aber am meisten nervt es mich, dass das Gehirn unbewusst macht, was es will. Es wechselt zum Deutschen und ich merke es nicht einmal. 
Als ich mich abends wieder anstrenge, das zu unterbinden, rutscht mir das Wort „Vorsteuererklärung“ hinaus. Woher zum Teufel soll ich wissen, was das in der anderen Sprache heißt?
Wann erklären einem die Jugoeltern das? Mir fällt auf, dass ich wirklich nur dann Serbokroatisch spreche, wenn der andere kein Deutsch kann oder schlecht Deutsch spricht oder wenn ich etwas sagen möchte, ohne dass es jeder verstehen soll.

Heute Morgen schließlich entdecke ich in meinen Mails einen Mini-Verschreiber.
Statt „Ja“ habe ich in einer geschäftlichen E-Mail „Da“ geschrieben, obwohl das D nicht einmal neben dem J liegt.

Vielleicht gewöhnt sich das Gehirn langsam um! :-)

dripac = Idiot
probisvjet = Vagabund
kolosjek = Eisenbahngleis
Moram da radim = Serbisch/Bosnisch
Moram raditi = Kroatisch

Rückwand = straznji zid

Vorsteuererklärung = pretporezna prijava