31. August 2014

Oggi, Fata und Sarajovo – hajde bona ne placi – samo nek je nose iz moje avlije – nisu svi ratni zlocinci

Sehr lange Zeit bin und war ich mit meiner eigenen Trauer beschäftigt und vielleicht ist das auch der Grund, warum ich besonders bei der Dokumentation: Sarajevo my love still und leise Tränen verdrücke.

Noch immer beschäftigt mich mein Herkunftsland, aber ich hatte keine Kraft, mich mit der Thematik groß auseinanderzusetzen.

Heute habe ich drei Dokumentationen gesehen und jede davon verleiht mir einen Stich in das Herz, weil sie zeigen, wie viel in Bosnien vor allem noch im Argen liegt und wie tief die Wunden reichen.

In "Finding family" ist Ognjen Tomic, Fotograf und Filmemacher aus England, auf der Suche nach seiner Mutter, die ihn als Baby auf der Geburtsstation eines Krankenhauses bei Sarajevo zurücklässt, weil sie nicht verheiratet ist und weil ein uneheliches Kind eine "sramota" ist. Oggi wächst im moslemischen Teil Bosniens auf und hat später Probleme, sich als Serbe zu sehen.
Er lebt in verschiedenen Kinderheimen und muss sehen, wie er im Krieg zurecht kommt.

Berührend ist die Doku, weil Oggi so ein hartes Schicksal hinter sich hat, ohne ein Familienmitglied aufwächst und dennoch später als Erwachsener so eine Milde und Reife ausstrahlt.

Ich habe überlegt, ob ich seine Mutter unsympathisch finde, ob ich sie hassen würde oder ob ich Verständnis hätte. Reicht es aus, dass ein uneheliches Kind eine sramota ist, um es wegzugeben? Es sich selbst zu überlassen? Ich hätt mein Kind nie zurückgelassen, aber ich bin auch nicht in Jugoslawien im Jahr 1985 aufgewachsen und weiß nicht, wie es ist, dem Druck der Familie und des Dorfes standzuhalten.

Verzeiht Oggi ihr?

Auf der Suche nach meiner Familie

Im Film: "Das Haus, das Fata nicht gebaut hat" wird Fatas Kampf um ihr Land thematisiert. Fata Orlovic lebt in Konjevic Polje. Ihr Mann und andere Familienmitglieder wurden in Srebrenica hingerichtet. Als Fata in ihre Heimatstadt zurückkommt steht eine serbisch orthodoxe Kirche auf ihrem Land. Seit über 12 Jahren kämpft sie dafür, dass die Kirche verlegt wird, aber der Prozess gestaltet sich schwierig und man hat das Gefühl, dass der Geistliche Kacavenda auch kein Interesse daran hat, die Angelegenheit schnell zu klären.

Nun bin ich kein Jurist und Experte, aber der gesunde Menschenverstand sagt mir, dass eine Kirche, eine Moschee oder eine Synagoge auf meinem Land nichts zu suchen hat, da es nun einmal mein Land ist, selbst wenn ich im Krieg enteignet wurde. Fata ist zurückgekehrt und wenn sie aus dem Fenster sieht, sieht sie eine Kirche, für deren Bau sie keine Erlaubnis erteilt hat.

Fata´s story

Letztlich hat mich aber die Doku "Sarajevo my love" am meisten bewegt.
Jetzt könnte man natürlich wieder argumentieren, die Videos stammen alle von Al Jazeera und natürlich sind sie alle antiserbisch gedreht und Unwarheiten werden dargestellt oder die Wahrheit wird verdreht, aber trotzdem denke ich nicht, dass Jovan Divjak ein Verräter ist.

Ich hatte diesen Namen schon gehört, mich aber nie weiter groß um ihn gekümmert.

Heute habe ich viel über ihn gelesen. Jovan Divjak ist in Serbien geboren und orthodox. Er kam nach Sarajevo, verliebte sich in die Stadt und blieb. Während des Krieges diente er in der bosnischen und nicht in der serbischen Armee, allein das macht ihn bei vielen Serben natürlich zum Verräter. Wie ich gelesen habe, war er der einzige Serbe in der bosnischen Armee. Weiß da jemand Genaueres?

Als im Mai 1992 serbische (damals jugoslawische) Truppen Sarajevo verlassen wollten und als ein Austausch von Izetbegovic gegen serbische Gefangene stattfinden sollte, wurde der Konvoi beschossen und im Zuge dessen starben mehrere Menschen. Divjak wird vorgeworfen, den Befehl gegeben zu haben, obwohl auf Videos deutlich zu hören ist, dass er immer wieder schrie: Ne pucaj! (Schießt nicht!).

Nach Divjaks Verhaftung im Jahr 2011 in Wien kam es vor allem in Sarajevo zu Massenprotesten, die forderten ihren "Sarajovo" sofort freizulassen.

Letztendlich wurde die Anklage fallen gelassen, was wiederum Unmut bei den Serben auslöste, die das Bild bestätigt sahen, dass ihnen Unrecht angetan wird und dass die Welt sich nur auf moslemische und katholische Opfer konzentriert. Der Fall in der Dobrovoljacka-Straße ist immer noch umstritten.

Sarajevo my love

Womit wir wieder bei der Frage wären: Ist jeder, der seine eigene Meinung vertritt, der sich nicht dem blinden Nationalismus beugt, der seine Überzeugungen nicht aus Angst aufgibt und Widerstand leistet ein Verräter?

Sarajovo, ein Held?


Jagd auf Jovo

Der Fall Fata

Website von Oggi Tomic





4. Mai 2014

Once upon a byte in some galaksija far far away


Der Galaksija



Wie ihr schon wisst, war ich gestern auf einem Computer Vintage Festival auf dem alte Computer aus Exjugoslawien den Schwerpunkt bildeten. Irgendwo hatte ich mal ein Titelbild der gleichnamigen Zeitschrift Galaksija gesehen, auf dem ein Computer prangte, aber mir war bis vor Kurzem nicht klar, dass Jugoslawien seine eigenen Computer gebaut hat.

Der Besuch war eine lustige Sache, erstens weil ich mich Computer ungefähr so viel interessieren wie der berühmte Sack Reis in China und zweitens weil ich soviel von Programmieren verstehe, wie Sheldon Cooper von zwischenmenschlicher Kommunikation. Und so kam ich mir vor wie Penny in einer dieser Physikvorlesungen.

Ich marschierte in den Vortrag, den ein Zarko Zivanov hielt und fand mich in einem Raum voller Nerds wieder, die auch so aussahen. Ich bin die einzige Frau, dachte ich. Aber dann entdeckte ich eine weitere zwei Reihen hinter mir. Stellt sich heraus, sie ist Zarkos Ehefrau.

Zarko trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck: Once upon a byte und ich frage mich, was noch einmal ein Byte ist und hoffe, ich verstehe überhaupt irgendetwas. Ram, ROM, alles dasselbe für mich.

Hier eine Zusammenfassung:

Zarko Zivanov ist Assistenzprofessor an der Universität in Novi Sad und begeistert sich für Retro-Computer. Er hat ein paar alte Exemplare gekauft, wieder zum Laufen gebracht und würde sie für kein Geld der Welt wieder verkaufen. Immer wieder gegegnet er Menschen in Exju, die diese alten Rechner sehen und ganz verzückt jauchzen: Gleeee, vidiiiiiiiiiii......

Im alten Jugoslawien gab es strenge Import- und Exportbedingungen und es war in den 80ern nur durch Schmuggel möglich an westliche Computer zu kommen und selbst die waren so teuer, dass sie sich nicht jeder leisten konnte. 

1983 hatte Voja Antonic die Idee, Computer der breiten Masse zugänglich zu machen. Fragt mich nicht nach Einzelheiten, ich glaube, es war so, dass er die CPU verwenden wollte, um ein Videosignal zu erstellen, ohne dass komplizierte Schaltkreise notwendig waren. Jeder sollte seinen eigenen Computer im Baukastenprinzip zusammenbauen und ihm eine eigene Optik verleihen. Der ganze Computer ist als open source aufgebaut, sowohl die Hard- als auch die Software. Antonic wendete sich letztendlich an das Magazin Galaksija, und der Home Computer wurde Ende 1983 in einer Sonderausgabe racunari u vasoj kuci vorgestellt. Anfangs hofften alle, es würden sich an die 1000 Exemplare kaufen, aber damals hatten nur sehr wenige Menschen einen Computer zu Hause, so dass Voja verspottet wurde, diese Zahl erschien viel zu optimistisch. Letzten Endes schlug der galaksija ein wie eine Bombe und es verkauften sich über 8.000 Exemplare, nicht zuletzt weil der Computer kräftig beworben wurde. In Radiosendungen konnte man Spiele herunterladen (genau so etwas meine ich, ich habe nicht verstanden, wie das gehen soll und welche Signale oder was auch immer da gesendet wurde, auf jeden Fall hatten nur Computerfreaks Spaß daran).


Quelle


Das Gute an galaksija war, dass eben jeder Käufer sein Exemplar selbst zusammenbauen musste, eine ganze Generation lernte Schemadiagramme zu lesen und zu programmieren, bevor sie am Computer spielen konnte. Es brach so ein Boom aus, dass die Eltern damals schon meckerten: Ispasti ce ti oci, sjedis ispred computera, umjesto da ides van!

Aber learning by doing sozusagen. Hier ein Bild davon:




Im Raum ein Raunen und Ahs und Ohs und bei mir nur Fragezeichen. Die Enthusiasten erzählen und erzählen und immer wieder höre ich: OK, one last thing und es folgt wieder eine Anekdote, die ich nicht verstehe, haha.

An den galaksija konnte man ein Kassettengerät anschließen und über die Kassette wurden dann 0 und 1 gesendet. Der Preis betrug an die 200 DM, was sich damals viele Leute leisten konnten, denn der durchschnittliche Monatslohn betrug an die 600 DM.

Ready Cirilica!

Später folgten der Lola 8, von dem auch das einzig bekannte erhaltene Exemplar zu sehen war. Ich vergaß zu erwähnen, dass die Computer funktionierten! Zarko tippt eigens für den Blog ein Cirilica Ready ein. Die Tastatur ließ sich zwischen Latein und Kyrillisch umschalten und das berühmte @-Zeichen gab es auch schon, es wurde eingesetzt, um Koordinaten einzugeben.

Das Militärunternehmen Ei Pecom stellte den HC Pecom her, der mit einem Militärchip versehen war. Man witzelte damals und auch heute, dass der Pecom einen Nuklearangriff überstehen würde, ein Zuhörer im Saal warf ein, dass der Chip radioaktive Strahlung aushält und auch im All verwendet werden kann. (Sehr fortschrittlich die Jugos?!) Damals wollte man den Pecom prvi domaci microracunar nennen, was du einer Abkürzung von prdomi geführt hätte, und da prd an ein Furz erinnert, sah man davon ab.

Im Anschluss folgen Witze, die ich nicht verstehe und das Publikum schmeißt sich weg vor Lachen. Nach dem Pecom kan der Hobby zr 84 auf den Markt, der ungefähr 300 DM kostete und in Schulen (wie so viele andere) eingesetzt wurde. Man konnte seine Schulprüfungen über ihn abwickeln. Es tauchen Fragen auf ihm auf und dann konnte man zwischen den Antworten A, B C und D wählen, im Anschluss druckte der Computer dem Lehrer gleich die Ergebnisse aus. Ein erst 16-jähriger Junge war auch vom Programmieren begeistert und hatte das Modell ganz alleine entwickelt (!).


Weitere Modelle hießen Misedo 84, Oric Nova 64 oder Ines. Ines wurde beispielsweise an den jugoslawischen Flughäfen zum Ausdrucken der Ticketes und für die Buchungen verwendet. 

Ende der 80er brach schließlich ein Kampf aus, wer die Schulen mit Computern versorgen soll, in den verschiedenen Teilen Jugoslawiens wurden auch verschiedene Modelle eingesetzt. In der Zwischenzeit eroberten aber amerikanische PCs den Markt.

Mikroprozessoren wurden auch nie in Exjugoslawien hergestellt, obwohl das Wissen dazu da gewesen wäre, aber innerhalb eines Unternehmens hatte im Kommunismus jeder etwas zu sagen und Velibor Glisin, der Zarko begleitet, erklärt mir, dass ein einfacher Arbeiter, der sowieso nichts in der Birne hat, schlicht sagte: „A sta ja imam od tog da pravim Mikroprozessoren, bolan?“ Alle Prozesse dauerten lange und so wurden Prozessoren für teures Geld importiert.
Da man aber damals im selben Geldwert etwas exportieren musste, um etwas anderes zu importieren (sehr schlau eigentlich), exportierte eine Firma selbst geflochtene Körbeum die Mikroprozessoren importieren zu dürfen. Sie haben viele, viele Körbe geflochten...



Velibor Glisin & Zarko Zivanov


In den 1990er Jahren kam die heimische Computerproduktion dann vollkommen zum Erliegen, erstens weil der Bürgerkrieg wütete und zweitens weil Jugoslawien mit Sanktionen belegt wurde.

Dabei war Jugoslawien eines von fünf Ländern weltweit, das bereits in den 1960ern Computer herstellte. Heute sind Fachkräfte aus Exjugoslawien immer noch gefragt, was das Thema IT angeht, wie mir Zarko und Velibor versichern, sie verdienen mehr als der durchschnittliche Angestellte und arbeiten mit internationalen Unternehmen zusammen.

Heute gibt es wie gesagt kaum noch erhaltene Exemplare der alten Computer und Dokumentation erst recht nicht.

Zarko hatte das technische Museum in Belgrad mehrmals angeschrieben, aber es antwortet nicht. Er möchte hinfahren und die Verantwortlichen erwürgen, weil er nicht einmal eine Antwort erhält.
Ja, so ist das in Exju, sich bloß nicht zuviel Arbeit machen.

Aber es gibt Emulatoren, was auch immer das sein soll. 

Hier ein paar Links:

 Galaksija

Once upon a byte

http://emulator.galaksija.org/







3. Mai 2014

Die Tigerfrau - eine große Balkansaga?






Zu gerne würde ich den internationalen Lobpreisungen Recht geben und in den allgemein positiven Kanon einstimmen.

„Die große amerikanische Balkan-Saga. Téa Obreht erlöst den westlichen Literaturbetrieb mit ihrem kraftvollen Roman aus seiner großen Flaute“, schreibt die Zeit. Weiter heißt es: „Kein anderes Buch wurde im vergangenen Jahr von der englischsprachigen Kritik euphorischer aufgenommen als ihr nun auf Deutsch vorliegender Roman Die Tigerfrau. Wenige haben sich so gut verkauft. Als jüngste Autorin überhaupt erhielt sie den britischen Orange Prize of Fiction.“

 

Der Focus erwähnte die Autorin in einem Atemzug mit Gabriel Garcia Marquez und es fallen immer wieder Worte wie „spectacular debut“ und so weiter und so fort. Man wird keine Kritik finden, in der das Buch schlecht abschneidet, bis auf jetzt meine vielleicht.  Schade, sehr schade, mein Problem mit dem Buch beginnt bereits bei der deutschen Übersetzung des englischen Titels „The tiger´s wife“, was übersetzt wurde mit „Die Tigerfrau“, eigentlich müsste es jedoch heißen „Die Frau des Tigers“, was ja immerhin einen Unterschied ausmacht, der sich auch dann als relevant herausstellt, wenn man das Buch gelesen hat.

 

Aufgrund der Lobeshymnen habe ich das Buch anfangs gierig verschlungen, obwohl ich gleich zu Beginn nicht in den Lesefluss gekommen bin. Die positiven Kritiken haben die Seiten umblättern lassen, nicht das Buch selbst war es.

 

Der Roman handelt von Natalia Stefanovic, die sich als Ärztin auf den Weg macht, um Kinder in einem Waisenhaus zu impfen. Sie erfährt unterwegs vom Tod des Großvaters, der in einem Ort fernab seiner Heimat verstorben ist. Die Großmutter fragt Natalia am Telefon, was er da wollte und der Leser wittert schon ein Geheimnis, das es zu entdecken gilt.

 

Im Folgenden spielt die Handlung in mindestens drei oder vier Strängen, so genau weiß man es irgendwann selbst nicht mehr. Natalia befindet sich in der Gegenwart, sie erinnert sich dann an ihre Kindheit, ihre Teenagerzeit und ihre Studienzeit zurück. Dann erzählt der Großvater Rückblenden aus seinem Leben, aber dann werden auch die Geschichten eher unwichtiger Nebenfiguren erzählt.

 

Ein Magazin titelte, das Buch zeige die Schrecken des Balkankrieges auf, der Krieg wird aber nur beiläufig erwähnt und von Schrecken habe ich auch nichts bemerkt.

 

Es scheint einfach, als ob niemand, der das Buch so über den grünen Klee lobt, es auch wirkich gelesen hat.

 

Aber zurück zur Geschichte: Natalias Großvater war auch Arzt und nahm Natalia immer in den Zoo zu den Tigern mit, später erfährt der Leser, dass er als Kind in einem verlassenen Bergdorf gelebt hat, das von einem Tiger heimgesucht wurde, der aus dem Zoo ausgebrochen ist, nachdem der Zoo im Krieg (wohl der Zweite Weltkrieg) beschädigt wurde.

 

In diesem Bergdorf lebt die taubstumme Tigerfrau. Sie ist die Frau des Dorfschlachters und Metzgers Luka, der eigentlich die Schwester der Tigerfrau heiraten wollte, aber die brennt mit einem anderen durch und das ist das Einzige kurz Spannende an der Geschichte.

 

Luka ist sensibel, er möchte der beste Guslaspieler werden, aber sein grausamer Vater, seine unerwiderte Liebe und das Scheitern als Musiker brechen ihn und lassen ihn ebenfalls grausam werden. Er misshandelt seine junge moslemische Ehefrau, die den Dörflern allein schon wegen des anderen Glaubens suspekt ist. Jedenfalls bedient der Tiger sich in Lukas Räucherkammer am Fleisch. Dort trifft Natalias Großvater das erste Mal auf den Tiger. Er weiß, was ein Tiger ist, weil der das Dschungelbuch gelesen hat und später wird dieses Buch zu seinem ganz persönlichen Begleiter. Die Leute im Dorf fürchten sich vor dem Tiger und wollen ihn erlegen, nur Natalias Großvater (dessen Namen wir auch nicht erfahren, sofern ich mich erinnere) und die Tigerfrau sehen etwas Besonderes im Tiger und möchten ihn schützen. Natalias Opa zeichnet der Tigerfrau das Dschungelbuch in die Herdasche und freundet sich mit ihr an, obwohl sie weder sprechen noch hören kann. Eines Tages kommt der Jäger Darisa in den Ort, dessen Figur auch unnötig lange ausgeschmückt und ausgeleuchtet wird, was letztendlich nichts zur Sache tut.

 

Darisa, Luka und der Hufschmied sollen den Tiger töten, der sich in den Bergen versteckt. 

 

Und dann ist da noch der Mann, der nicht sterben kann, Gavran Gaile. Natalias Großvater trifft ihn, als er dann schon als erwachsener Arzt Tuberkulosefälle in einem Dorf behandeln soll. Gavran hat seinen Onkel, den Tod höchstpersönlich, einmal über´s Ohr gehauen und kann seitdem nicht sterben. Der Grund war natürlich eine Frau, wie soll es anders sein. Stellenweise wird Gavran sogar für einen Vampir gehalten. Gavran trinkt mit anderen Kaffee aus einem Fildjan und sagt ihnen dann voraus, ob sie sterben werden. Das ist sein einziger Job.

 

Diese Figur taucht immer wieder auf, der Tod spielt im Roman eine große Rolle und man merkt, dass Frau Obreht so den Tod des Großvaters irgendwie verarbeiten möchte. Immerhin hatte sie ihm auf seinem Sterbebett versprechen müssen, ihre Werke unter seinem Nachnamen zu veröffentlichen.

 

Ich hatte das Gefühl, dass sie aber ab einem gewissen Punkt die Kontrolle über die Handlung verloren hat. Sie hat früher nur Kurzgeschichten geschrieben und dann machte sie den Fehler, den viele Neulinge machen: Ich nehme mehrere Zeitebenen und viele Figuren und dann ist der Roman schön komplex.

 

Leider ging das nicht ganz auf. In einem Interview gesteht sie selbst, dass sie noch nicht einmal genau wusste, wie der Roman endet, als sie begonnen hat, zu schreiben und dass die Handlung sich irgendwann verselbständigt hat. Und so liest sie sich auch. Die Autorin hat sich von der Handlung tragen lassen und hat sich so weit in ihr verstrickt, dass sie nicht zurück zum roten Faden gefunden hat. Die Geschichte wuchert irgendwann aus und ist dann vorbei. Ganz plötzlich beendet Obreht das Buch und schreibt die Figuren einfach "weg", sowohl die Tigerfrau, als auch Luka verschwinden einfach zappzarapp und es wird gar keine Erklärung geboten. Der Leser kann sich ja selbst Gedanken machen.

 

Die letzten Kapitel habe ich auf der Fahrt von Bosnien nach Deutschland gelesen und ich war etwas müde. Plötzlich war der Roman zu Ende und ich dachte: Huch, war ich so müde, dass ich jetzt das Wesentliche verpasst habe? Ich blätterte einige Zeit hin und her, konnte aber die Essenz des Ganzen nicht finden.

 

Ich blieb irgendwie etwas verdutzt zurück.

 

Es klärt sich letztendlich nicht, was der Großvater in diesem Ort wollte, in dem er starb. Was suchte er in dieser Klinik? Darauf habe ich doch seit Beginn des Buches gewartet. Wenn jemand das herausfindet, dann bin ich gerne bereit, das hier zu revidieren.

 

Wie hieß die Tigerfrau? Wieso wird jeder Charakter detailreicher ausgeschmückt, als die Namensgeberin des Buches? Wieso war der Großvater so besessen vom Tiger? Liebte er die Tigerfrau? Was passiert mit dem Mann, der nicht sterben konnte? Wie ist es mit der Tigerfrau weitergeganen, sie ist schwanger und verschwindet dann. Wer hat sie geschwängert? Na der Tiger sicher nicht?! (->Frau des Tigers?!) Oder doch? Was um Himmels willen ist die Pointe? Worum geht es eigentlich?

 


 
Tea Obreht hätte das Buch genauso gut anders benennen können, die Tigerfrau nimmt nicht mehr Gewicht ein, als der Mann, der nicht sterben kann. Und wer war der Mann in dem Haus, der die Knochen einsammelt? War es Gavran? Was soll die Geschichte über das Haus am See? Es spielt überhaupt keine Rolle für die Handlung. Fragen über Fragen.

Aber wieso gab es so einen Hype um das Buch? Nun, die Autorin kann schön schreiben, sie formuliert das Buch teilweise als eine Art Märchen, in dem die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verschwimmen. Magischer Realismus nennt sich das. Stellenweise schreibt sie so poetisch, dass man sich in einem Gedicht wähnt, das hat dazu beigetragen, dass der Roman ein modernes Balkanmärchen genannt wird, in dem viele Folkloreelemente auftauchen. Tea Obreht lebte nach ihrer Zeit in Jugoslawien auch in Ägypten, wo es auch Tradition ist, Mythen mündlich weiterzugeben, teilweise hat sie sogar Teile aus germanischen Sagen übernommen. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Natalia in Belgrad aufgewachsen ist und auch Sarajevo kommt vor, aber die Orte haben im Buch andere Namen, sodass die Geschichte noch mehr wie eine Sage und nicht nach dem wahren Jugoslawien klingt.  

 

Wer also einen Märchenroman lesen möchte, der durch seine Sprache fasziniert (auch die deutsche Übersetzung finde ich gut gelungen), der möge das Buch kaufen. Wer sich aber einen Roman wünscht, dessen Handlung Substanz hat und auch aufgelöst wird, der wird enttäuscht werden. Das Buch ist wie Sex ohne einen Höhepunkt, zwar ganz nett, aber man hätte sich insgeheim mehr erwartet.



Zitate:
“But children die how they have been living-with hope. They don't what is happening, so they expect nothing, they don't ask you to hold their hand-but you end up needing them to hold yours.”

“The dead are celebrated. The dead are loved. They give something to the living. Once you put something into the ground, Doctor, you always know where to find it." 

“In the end, all you want is someone to long for you when it comes time to put you in the ground.”  


9. April 2014

Husein, Miro & Bozo***Bog na nebu, kum na zemlji



Diese kurze Dokumentation von Faruk Sokolovic hätte mich fast wieder zum Weinen gebracht.

What God is in Heaven, The Godfather is on Earth erzählt sehr bewegend von der Freundschaft zweier Männer, der eine ist orthodox, der andere Muslim.

Sie helfen sich, Miro hilft seinem Freund sogar beim Bau einer Moschee und muss sich deswegen von seiner eigenen Familie anfeinden lassen. Trotz aller Widerstände wählt er seinen Freund Husein zum Taufpaten seiner Tochter.

Nein, es sind nicht alle Nationalisten und statt all des Hasses sollte es viel mehr solche Filme geben.



8. April 2014

Jug★slawien im Film*** and the Yugoslavian Oscar goes to...



Warum bleibt mir von allen Bildern ausgerechnet das zerstörte Haus der Blumen im Gedächtnis?

Ich lese bei Wikipedia nach und dort steht: Das Haus der Blumen wurde während des NATO-Angriffs 1999 leicht beschädigt.

Leicht? Die Figur in der Doku steigt über Schutt und sagt: Hier war die Leinwand...

Es werden Bilder eingespielt, die das Haus, in dem Tito so gerne Filme sah, in einem alten Glanz zeigen und auch das tut seltsamerweise weh oder tut mir in dieser Zeit alles weh?

Betrachte ich Jugoslawien auch als jemanden, der zu früh gegangen ist? Jemanden, den ich zum großen Teil nur aus Geschichten kenne.

Die Doku Jugoslavija kroz film unterhält, zeigt auf, wie cinema-affin Tito war und wie fleißig er Skripte korrigierte und auch mal drüberschrieb: Das enstpricht aber nicht der Wahrheit!

Vor allem die Partisanenfilme, die die Ruhmestaten der Partisanen ehren sollten, waren Tito sehr wichtig.

Mila Turajlic hat genau dieses Thema aufgegegriffen und ihre Dokumentation Cinema Komunisto gedreht, die ich leider nirgends auftreiben kann.

Die jugoslawische Filmszene war anscheinend sehr präsent, wegbereitend auf dem Balkan und vor allem für den Westen war es unglaublich, dass auch Filme aus den USA statt der russischen Propaganda gezeigt werden.

Genießt die Doku, in der viele bekannte Gesichter und tolle Bilder und auftauchen. Außerdem erhält man zahlreiche Hintergrundinfos (wo wurde das jugoslawische Äquivalent zum Oscar verliehen?)



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31. März 2014

Herzschlag - otkucaj srca mog



Und mit jedem Herzschlag...........mit jedem Herzschlag........weiß ich, dass du da bist.


 


Ich kann nicht über heiße Kohlen laufen
Ich kann nicht über Wasser gehen
Doch ich kann fühlen wenn du da bist
Ohne hin zu sehen
Sag jetzt keinen Ton - denn ich fühle dich schon
Ich fühle dich schon

[Refrain:]
Du bist nur einen Herzschlag entfernt
Auch wenn ich dich aus den Augen verlier
Bist Du nur einen Herzschlag entfernt
Warum bin ich nicht immer auch bei dir

Ich kann nicht aufhören zu staunen
Weil du mich immer so bewegst
Ich kann nicht aufhören zu glauben
Das du gerade neben mir stehst
Auch wenn es nicht so scheint
Ich würd gern immer bei dir sein
Immer bei dir sein


Ich hab so viel von dir gelernt
Denn du hast mich nicht aufgegeben
In deinen Händen schlägt mein Herz
Ich hab es endlich eingesehen
Endlich eingesehen

Du bist nur einen Herzschlag entfernt
Auch wenn ich dich aus den Augen verlier
Bist Du nur einen Herzschlag entfernt
Warum bin ich nicht immer auch bei dir (Immer auch bei dir)
Du bist nur einen Herzschlag entfernt
Auch wenn ich dich aus den Augen verlier (Augen verliere)
Bist Du nur einen Herzschlag entfernt
Warum bin ich nicht immer auch bei dir (Warum bin ich nicht immer auch bei dir)



30. März 2014

A daughter´s first love - Ljubavi moja



Poch, poch, poch, poch...poch......poch............poch...........poch........ .   .           .              poch.




Letzte Woche hörte dein Herz einfach auf zu schlagen. Immer hatte ich Angst vor diesem Tag gehabt, an dem das Telefon klingelt und mir eine Stimme sagt, dass du tot bist. Und dann kam er und jetzt ist alles noch schlimmer, als ich es mir je ausgemalt hätte.

Ich fühle keine Trauer, ich bin Trauer, meine Knochen sind schwarz vor Trauer, meine Haut hüllt sich in Grau, meine Arme und Beine gehorchen mir nicht und meine Stimme möchte nicht sprechen, meine Finger möchten nicht tippen, denn keine Buchstaben und keine Worte in keiner Sprache der Welt könnten auch nur annähernd übermitteln, was ich fühle. Fühle ich überhaupt?

Dass ich das hier schreiben muss, um nicht vor Schmerz ohnmächtig zu werden, das tut schon genug weh, schreibe ich das wirklich? Kommst du wirklich nicht wieder?
Nein, das gilt nur für andere Menschen, nur andere Menschen sterben, in Filmen und Serien, aber du nicht.

Ja, ich sah dich dort liegen, mit geschlossenen Lidern, wunderschön sahst du aus. Friedlich sagte meine Schwester. Ein wenig traurig, dachte ich, als ob du nicht gehen wolltest. Ja, ich hielt deine Hand die ganze Nacht lang bis ich vor Erschöpfung kurz einschlief. Ja, ich habe deine Stirn geküsst und dich liebkost, wie eine Mutter ihr Kind, das alles falsch macht, aber trotzdem bedingungslos geliebt wird. Und erst da in diesem wahnsinnigen Moment begriff ich, was Liebe ist. Begriff ich dich und dein Leben. Begriff, was dir wichtig war.

Ich vergesse immer wieder, was ich schreiben will und worauf ich hinaus will, ich weiß nicht einmal, wie ich diesen Text beenden soll, geschweigedenn diesen Tag oder diese Woche...alles ist eingefroren und blockiert in mir, fühle mich vom Leben betrogen...hilflos....verzweifelt..........allein. Ein Teil von mir fehlt jetzt und erst jetzt sehe ich, welches Band zwischen uns vorhanden war, wie sehr du mich geliebt haben musst...Immer hast du gesagt: Warte, eines Tages wirst du auch Kinder haben, dann wirst du verstehen.

Auf dem Tisch liegt der Kaufvertrag meines ersten Autos, du hast es mir gekauft. Das Auto gehört uns seit 1999 nicht mehr, aber du hast den Vertrag noch. Du hast meine Zeugnisse kopiert und Mamas Mutterpass aus dem Jahr 1978 aufgehoben, als sie mit mir schwanger war. Wenn man bedenkt, dass du nie viel geredet hast, nie gestritten und Gefühle schwer zeigen konntest, dann bedeutet das sehr viel, dass du das alles in Klarsichthüllen vor der Zeit retten wolltest und die Hüllen zugetackert hast, damit du ja auhc nichts verlierst.
Ein Personalausweis deiner Mutter war noch darin, Familienfotos und die Medaille, die Tito dir in den 60-ern überreicht hat.
Du hast die Zeitschrift gekauft, für die ich arbeite und hast meinen Namen im Impressum markiert, so stolz warst du.....ich kann gut meckern, aber habe ich dir je gesagt, was ich toll an dir finde? HABE ICH ES JE? 

Wie oft wolltest du SIlvester mit uns feiern oder Weihnachten und ich hatte immer andere Pläne, alles war wichtiger, von New York, Brasilien bis Amsterdam und Co. Wie oft hast du dir gewünscht, ich käme nach Bosnien im Urlaub und ich bin wieder nicht gekommen. In den 12 Jahren deiner Rente war ich höchstens 5 Mal bei dir.....5 Mal in 12 Jahren.....
nur 5 Mal............und du hast geschwiegen und mir nie einen Vorwurf gemacht. Oft mit mir geredet, aber mir nie Vorwürfe gemacht....

Ich wünschte, ich könnte einmal weinen und dann nie wieder, denn jeder Zentimeter meines Körpers hat Angst. Angst, dass die Zeit eben nie heilt, dass die Tränen immer fließen, wenn ich dein Foto sehe, wenn ich an deine Augen denke. Warum habe ich dir nicht öfter gesagt, wie sehr ich dich liebe? Damit du es auch ganz sicher weißt und für immer in der Seele speicherst, so dass dich meine Liebe durch fremde Welten trägt, wo noch kein lebender Mensch je war, damit du nicht frierst, denn du magst Kälte nicht. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass ich dir alles verziehen habe, das mich früher gestört hat und dich bitten, mir alles zu vergeben, das dich je verletzt haben könnte.
Seit deinem Tod, Papa, seitdem bin ich ein anderer Mensch. Ich kann nie wieder sein, wer ich war, denn in diesem Moment.......als ich diese Worte hörte wie in einem bösen Alptraum.....in diesem Moment..fiel alles Böse, das noch an mir haftete ab....es fiel ab wie trockener Schmutz, alles, das mich kleinlich, neidisch, hart, gemein oder negativ macht......löste sich in Luft auf und es blieb der Schmerz, der mein Herz so fest umklammert, dass ich ab und an denke: Ja, man kann an gebrochenem Herzen sterben..kein Zweifel.

Es war nicht immer leicht zwischen uns mein Herz, mein Vater, meine Liebe, mein Held. Wann habe ich einmal an dich gedacht und wie du dich fühlst? Als Kind denkt man immer nur an sich, man sieht nur das Schlechte an den Eltern und ich sehe jetzt nur einen Menschen, der sein ganzes Leben lang auf der Suche nach Liebe war, dem sein Herz gebrochen wurde, lange bevor er erwachsen war.

Wie doof fand ich es, dass wir daheim „Jugoslawisch“ sprechen mussten, wie doof fand ich deine übertriebene Pünktlichkeit, wie doof fand ich es, dass ich Akkordeon spielen musste. Heute bin ich dankbar, dass ich „Jugoslawisch“ kann, heute weiß ich, dass du in Jahrzehnten nie zu spät zur Arbeit gekommen bist und dir deine Akkordeonstunden selbst verdienen musstest. Heute weiß ich, dass du deine „curice“ geliebt hast, nein liebst, dass du uns immer beschützen wolltest und wohl oft verzweifelt gewesen sein musst, wie stur ich war.
Wie oft habe ich dich für emotionslos gehalten, dabei gingst du aus dem Zimmer, an dem Tag als mein Sohn geboren wurde, denn du wolltest nicht, dass ich deine Freudentränen sehe, du hast allein vor der Türe geweint.

Aber weißt du, wie das ist mit der Liebe? Sie muss keinen Sinn ergeben und für andere auch nicht nachvollziehbar sein oder logisch. Das ist sie eben, man liebt oder eben nicht. Und es spielt keine Rolle, ob man alles richtig gemacht hat, es zählt nur, dass man es richtig machen wollte und das wolltest du. Du hast meine Hand auch noch gehalten, als ich über 30 war....Ich liebe dich mit einer Inbrunst, die mich zwingt, an ein Leben nach dem Tod zu glauben, wie sonst könnte ich weitermachen ohne dich?
Ich muss hoffen, dass du mich eines Tages mit offenen Armen erwartest und dass ich dann Zuhause bin, denn ohne dich gibt es kein irdisches Daheim mehr. Es ist, als ob meine Essenz fehlt, mein Innerstes, mein Kern. Ich bin nichts mehr als eine Hülle, die so leblos durch die Wohnung und die Stadt schweift. Ab und an reißt mich etwas aus den Gedanken, kurzzeitig kann ich auch lachen, aber dann fallen Tonnen an Granit auf meine Brust und ich weiß, du kommst nicht zurück und gehst nie wieder angeln mit mir, nennst mich nie mehr „Milla“.

Jedes Haar habe ich in deinem Gesicht betrachtet, um es mir einzuprägen, deine kalten Hände mit meinen Tränen benetzt. Nemoj suze na njega, sagten die alten Frauen in unserem Haus. Lass nicht die Tränen auf ihn tropfen...
Wenn es nur die Tränen wären....ja es mag abgedroschen klingen, aber ein Teil meiner Selbst ging mit dir.

Die Orthodoxen sagen ja, die Seele wandert noch 4o Tage auf der Erde herum, bevor sie uns verlässt.

Was sollst du wissen, bevor deine Seele geht? Du sollst wissen, dass es keinen Moment gab, in dem ich aufgehört hätte, dich so innig zu lieben, wie es nur möglich ist. Ich habe dich bewundert, als kleines Mädchen war ich verliebt in dich, du und Elvis wart die schönsten Männer auf der Welt und es gab keinen sichereren Platz auf diesem jetzt so gottverdammt einsamen Planeten als auf deinem Schoß an deine Brust geschmiegt. Du sollst wissen, dass ich jeden Tag meiner 35 Jahre opfern würde, damit du noch einen Tag leben kannst, ich würde dir mein Herz geben und dein krankes nehmen. Du sollst wissen, dass du nie etwas getan hast, dass meine Liebe hätte schmälern können. Ich bin Mutter, ich weiß, auch Eltern haben Angst, dass sie bei ihren Kindern etwas falsch machen...Wenn ich dich ansah, sah ich auch nur ein Kind, das über Berge und durch Täler gelaufen ist, um bei den Menschen zu sein, die es braucht. Wie hast du dich damals nur gefühlt, du sagtest, da hast du zum ersten Mal gespürt, dass dein Herz weh tut.

Hätte ich dich nur beschützen können, mein Schatz...hätte ich dir nur noch einmal sagen können: ich bin stolz auf dich..ich brauche dich.....

Dieser Brief kommt mir so schäbig vor und schlecht, weil auch er dir nie vermitteln können wird, welche Leere in mir herrscht und wie sehr es schmerzt.

Ich tue mein Bestes und gehe auch mal raus, aber dann sehe ich dein Foto auf meinem Telefon und der Schmerz tritt durch die Augen, nimmt die Abkürzung direkt ins Herz, windet sich durch die kleinsten Lücken und bohrt sich dann so tief hinein, dass die gesamte Verzweiflung der Menschheit sich auf mich legt wie eine abgrundtiefe Gewissheit, dass diese Lücke nichts jemals füllen können wird.

So viel hätte ich dir noch zu sagen.......aber mir fehlen die Worte, genauso wie du mir fehlen wirst, solange ich lebe. Du hast immer einen Platz in meinem Herzen eigenommen, wo niemand je hingekommen ist und nie hinkommen wird, der Platz, der nur für Teddybärenpapas mit graugrünen Augen reserviert ist.
Denn in dem Moment, als ich den Telefonanruf erhielt, da hörte mein Herz irgendwie auch auf zu schlagen....Am schlimmsten war der Moment, als sie den Sarg schlossen. Die Sonne hatte auf dein Gesicht geschienen, es war warm, die Vögel zwitscherten und dann folgte noch ein schlimmster Augenblick, ach.........jeder Augenblick war der schlimmste.......sie ließen deinen Sarg in die Erde hinab und ich war so tot, dass ich nicht einmal weinen konnte.
Dann plötzlich fing es zu regnen an, als die Erde das Grab verschlossen hatte, als ob du sagen wolltest: jetzt geht essen und weint nicht um mich. Nie hast du gejammert, wenn du schlimm krank warst. Nie hast du dich beschwert.

Wie durch Zauberhand hörte es kurz darauf auf zu regnen und genau vor uns erschien ein Regenbogen.

Ich sah ihn, aber mein seelisches Herz schlug nicht mehr.
Ich stand 2 Tage später an deinem Geburtstag an deinem Grab und brachte dir Geschenke.
Gibt es einen schwereren Gang?
Wie sollte es da nicht aufhören, zu schlagen, ljubavi moja?

poch, poch...poch........................poch......                 poch.