Wäre der Krieg in Jugoslawien ausgebrochen, wenn alle Republiken dieselbe Religion gehabt hätten?
Wäre er unter Umständen anders verlaufen?
Ist Religion lächerlich?
Bill Maher, den ich sowieso liebe, präsentiert eine Doku, die provoziert, aber grundlegende Fragen aufwirft, Ungereimtheiten entlarvt und Religion sehr humorvoll hinterfragt.
Wir saßen schön gemütlich zusammen und sprachen über Gott
und die Welt und aus irgendeinem Grund landete die Konversation bei den Kindern
und deren späteren Partnern.
Meine Gesprächspartner waren orthodox, sie haben zwei Söhne
im Teenageralter.
„Und wenn Dragan sich in eine Moslemin verliebt? Würdest du
das akzeptieren?“, fragte ich.
„Müsste ich wohl, aber ich würde ihm davon abraten.“
„Warum?“
„Erstens gibt es so viele Mädchen und zweitens muss das
nicht sein, das gibt nur Probleme.“
„Welche Probleme?“, fragte ich nach.
„Na, sie haben dann verschiedene Religionen und man kann ja
Konflikte im Voraus schon vermeiden, indem man es erst gar nicht soweit kommen
lässt.“
Solche Unterhaltungen habe ich in meinem Bekannten- und
Freundeskreis zu Genüge geführt und immer hieß es: „Ich bin kein Rassist,
natürlich habe ich Freunde der anderen Religion.“ (Siehe Balkan burning).
Nun gut, mag ja sein, dass dies stimmt, aber ich erlebe es
so oft, dass diese Art von Freundschaft ihre Grenzen hat. Wenn ich mich so
umsehe, dann haben sagen wir 80 % der Menschen mit Wurzeln aus Exyu Partner,
die derselben Religion angehören und viele davon schließen aus, es anders zu
handhaben. Der Rassismus unter Exjugoslawen floriert und hat die meisten
infiltriert, er wird versteckt und unterschwellig gelebt.
In letzter Zeit verfolge ich die Diskussionen um Flüchtlinge
aus Afrika, die vor Italiens Küsten ertrinken oder die keiner so Recht im Land
haben möchte. Die Schweiz präsentiert sich als äußerst rassistisch, die
Schweizer kämpfen teilweise erbittert gegen neue Asylantenheime und auch
Deutschland lässt verlauten, es tue seine Pflicht und nehme mehr Flüchtlinge
auf, als Italien.
In Italien wurde ein deutscher Kapitän, der Ertrinkende vor
Italien gerettet hat, der Schlepperei angeklagt. Juristisch wäre es also
richtig gewesen, sie sterben zu lassen.
Wenn ich frage, wer von den Menschen aus Exju schon mal in
Deutschland rassistisch behandelt wurde, dann kommen sehr wenige Stimmen und auch
ich muss sagen, dass mir das bewusst nicht widerfahren ist. Das Traurige
allerdings ist, dass die Serben, Kroaten, Bosnier oder wer auch immer
schlimmere Rassisten sind, als ich es je in Deutschland erlebt habe, daher
greife ich das Thema auf.
Sie diskriminieren sich untereinander, wie sie es von
anderen sicher nie tolerieren würden und das obwohl sie per definitionem zur
selben Rasse gehören (und da bringen auch die Diskussionen nichts, in denen es
darum geht, welches Volk welches andere Gen hat und wer von wem abstammt und
welche Marker einen Kroaten oder Serben ausmachen), aber leider kann man auch
auf Basis der Volkszugehörigkeit und/oder Religion rassistisch sein (Beispiele
Thompson & Baja Mali Knindza).
Ich möchte heute daher eine Frau vorstellen, die ich sehr
bewundere und die Zeit ihres Lebens gegen Rassismus kämpft und eindrücklich zeigt,
was Rassismus ist und wie er funktioniert.
Sie heißt Jane Elliott. Im Jahr 1968, als Martin Luther King
starb, musste die Lehrerin ihren Schülern erklären, warum er getötet wurde. Sie
führte daraufhin ein Experiment durch und teilte ihre Schüler in die Gruppen „braune
Augen“ und „blaue Augen“ ein, in der die Kinder mit den blauen Augen
rassistisch behandelt wurden. Sie sagt, dass Menschen für ihre Hautfarbe nichts
können, genauso wenig wie für ihre Augenfarbe und dass es daher keinen Sinn
macht, sie auf Basis dessen zu diskriminieren. Wieso sollten wir also jemanden
diskriminieren, weil er katholisch, moslemisch oder orthodox ist, man wird in
eine Familie hineingeboren und niemand fragt einen, ob man diese Religion
überhaupt möchte.
Jane hatte es in den darauffolgenden Jahren nicht einfach:
Sie wurde als Negerliebchen beschimpft, ihre Kinder wurden gemobbt, ihr Vater
verlor seinen Laden und seine Existenzgrundlage. In Antirassismus-Workshops
wurde sie geschlagen, bedroht und sie erhielt immer wieder Morddrohungen, aber
sie hat nie aufgehört für Gerechtigkeit zu kämpfen. Sie hat das Experiment später auf Erwachsene ausgedehnt, um ihnen zu zeigen, wie sie sich fühlen, wenn sie diskriminiert werden. Viele haben nicht einmal zwei Stunden ausgehalten, was andere ihr gesamtes Leben lang auf ihren Schultern tragen müssen und haben den Workshop verlassen.
Ich kann euch nicht verdeutlichen, was mich so sehr an
dieser Frau bewegt, seht euch die Dokus an, dann werdet ihr verstehen. Es werden grundsätzliche Fragen behandelt wie: Wie funktioniert die menschliche Psyche? Wieso ist Rassismus möglich? Bin ich schuld, wenn ich doch nichts getan habe? Wie rassistisch sind WIR aus Exju gegenüber den anderen? Wir doch nicht! Oder doch? Ein Teilnehmer ihres Workshops sagte: „Ich habe nicht das Gefühl, dass ein einzelner Mensch etwas ändern kann.“ „Wie viele Menschen sehen Sie vor sich?", fragte Jane....und sie hat viel verändert. Sehr viel.