1. Juni 2015

Human after all – Danke an die SDL Foundation und Help e. V.



Nach knapp einem Jahr Arbeit ist es an der Zeit, euch vorzustellen, was ich mit „Bosnien-Projekt“ meine. Es fielen immer wieder die Begriffe „Spenden sammeln“ und „Help e. V.“, daher möchte ich heute erklären, um was genau es sich handelt.
Nun, wie vielleicht bekannt, bin ich in einem größeren Unternehmen als Übersetzerin für Medizin/Chemie/Medizintechnik tätig. Die Firma heißt SDL plc, hat ihren Sitz in England und verfügt über eine eigene firmeninterne Wohltätigkeitsorganisation, die sich SDL Foundation nennt. Weltweit werden verschiedene Projekte unterstützt und Fördergelder in hohen Summen ausgezahlt. Ganz unten seht ihr einen Überblick über aktuelle Projekte, da ist jetzt Bosnien noch nicht aufgeführt.
Als der Balkan letztes Jahr so zerstörerisch von der Flut getroffen wurde, hatte ich das Bedürfnis, etwas zu tun und zog Hilfe über die Foundation in Betracht. Leider hilft diese aber nicht bei Naturkatastrophen, sondern sie zielt darauf ab, den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten, sodass sie irgendwann wieder auf eigenen Beinen stehen können.
Nach einiger Suche bin ich schließlich bei Help e. V. gelandet, die schon seit langem in Bosnien tätig sind. Das Projekt, das nach Monaten schließlich genehmigt wurde, hilft Bosniern dabei, ihr Unternehmen nach der Flut wieder aufzubauen oder überhaupt ein Unternehmen von Grund auf neu zu gründen, sodass die betreffenden Familien nicht von der Arbeitslosigkeit betroffen sind. Nach kurzer Zeit hat die Investition ausgezahlt und die Unternehmen können eventuell sogar Mitarbeiter einstellen und Steuern an die Gemeinde zahlen, die dadurch auch profitiert.
Der gesamte Ablauf ist kontrolliert und transparent, es können keine Gelder verschwinden.
Für alles werden Rechnungen und Unterlagen vorgelegt, zudem werden die Familien von lokalen Help-Mitarbeitern vor Ort betreut. Es entstehen Kostenpläne, Zwischen- und Jahresberichte, Fotos und Kontakte – alles wird offengelegt.

Warum Bosnien? Es waren auch andere Länder betroffen.

Ich musste mich für ein Land entscheiden, ich habe das genommen, in dem alle drei Ethnien vorkommen. Das tun sie in anderen Ländern auch, ich weiß. Die Hilfe sollte aber unabhängig von religiöser und politischer Überzeugung erfolgen. Hätte ich mich für Kroatien oder Serbien entschieden, hätte ich befürchtet, dass nur eine Gruppe wirklich profitiert.
Bosnien ist leider auch das Land mit der höchsten Arbeitslosigkeit und dem geringsten durchschnittlichen per capita-Einkommen. Daher fiel die Wahl auf mein Heimatland.

Welche Summe hat die SDL Foundation zur Verfügung gestellt?
Mit allem Drum und Dran mittlerweile 14.000 Eur.

Welche Familien haben das Geld über Help e. V. erhalten?

Die Summe wurde auf drei Familien verteilt und Help e. V. hat den Betrag aus anderen Quellen noch aufgestockt. Aus einem Pool von über 1.000 Familien stelle ich euch unsere drei vor.

1.    Firma „Vamin-Co“ bei Doboj

 

Das Unternehmen stellt seit 1998 Kartonverpackungen her. Während der Flut entstand ein hoher materieller Schaden, der dank Help e. V behoben werden konnte. Familie Zekic hatte einen Mitarbeiter und konnte mit der finanziellen Hilfe einen weiteren Arbeiter einstellen und der Unternehmenschließung entgehen.
Vom Geld wurde eine neue Kartonverpackungs-Maschine gekauft.


2.    Firma „Premio Arifagic“ in Maglaj


Vor der Flut hatte die Autowerkstatt vier Mitarbeiter. Der Wasserschaden belief sich 2014 auf knapp 40.000 Eur. Mit Help-Mitteln wurde eine neue Radwuchtungs-Maschine angeschafft, mit der auch LKW bedient werden können und es musste niemand entlassen werden.



3.    Fleisch- und Eierproduktionsunternehmen Marko Grgic in Odžak


Die Firma ist ein reiner Familienbetrieb mit drei Mitarbeitern. Die Familie besitzt 25 Ha Land und mietet 5 Ha dazu, um Mais, Weizen und Gerste anzubauen.
Vor der Flut besaß Marko 350 Schweine und 5.300 Hennen. Nach der Flut waren nur noch sieben Schweine am Leben. Alle Felder konnte nicht mehr für den Anbau genutzt werden. Somit fehlten nicht nur die Tiere, sondern auch das später erforderliche Viehfutter. Help und die SDL Foundation haben Marko dabei geholfen, sein Unternehmen wieder auf die Beine zu stellen. Er erhielt Gutscheine, mit denen er in Landwirtschaftsbetrieben alles Nötige kaufen konnte. Zudem wurde sein Familienhaus erneuert, das es nach der Flut nicht bewohnbar war.




Eine Bedingung für die Bewilligung einer höheren Spende ist, dass SDL-Mitarbeiter sich weiterhin am Spendensammeln für ihr eigenes Projekt beteiligen. Zusammen mit anderen Kolleginnen, die sich für ein Waisenhaus in Thailand engagieren, veranstalten wir intern immer wieder Aktionen, bei denen Spenden anfallen. Mal backen wir Weihnachtsplätzchen und verkaufen Sie im Büro, mal ist es Kuchen. Essen kommt auf jeden Fall immer gut an, nur leider kommen da nicht wirklich höhere Summen zu Stande.
Daher auch mein Appell: falls euch Ideen einfallen, wie man etwas mehr einnehmen könnte, dann bringt sie bitte vor. Unser CEO Mark Lancaster radelte gerade von England nach Barcelona. Er ist mittlerweile dort angekommen und er konnte über £12.000 an Spenden sammeln!

https://www.justgiving.com/Mark-LancasterSDL/
Ich fürchte, ich bin außer Puste, wenn ich zur Arbeit radle, und ich denke es wäre schön, die Diaspora irgendwie zu integrieren und auch außerhalb des Büros zu sammeln, um Help weiterhin unterstützen zu können, denn dass es geht, haben wir alle gesehen.

Wir könnten Konzerte veranstalten, Lesungen, Balkanessen, Glücksspiele ... was auch immer. Es gibt immer jemanden, der jemanden kennt, der Musiker ist, der auftreten könnten, der Autor ist, der Sportler ist, der Ex-Yu-Filme im Kino zeigen könnte etc, der einen Kolo-Flashmob organisieren könnte. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Die SDL Foundation hat auch gerade ihren fünften Geburtstag gefeiert. Auf diesem Wege möchte ich mich noch einmal bei ihr bedanken und bei allen, die an den Projekten mitarbeiten und ihre Zeit, ihre Ideen und auch ihr Geld investieren. Wenn ich sehe, was zum Beispiel aus den HIV-positiven Aids-Waisen in Thailand geworden ist, dann erfüllt es mich mit Stolz, dass es Menschen gibt, die andere nicht vergessen. Denn we´re all human after all …

Links:
Unterstützte Projekte:

(Bosnien noch nicht aufgenommen)