25. März 2013

Die Liebe zur Yu-Rockmusik, ein Buch und Selma


Noch bevor es diesen Blog gab oder die Idee zu ihm, fing ich an über Ex-Yu und die dazugehörigen Themen zu lesen und als ich bei Amazon suchte, tauchte das Buch von Rüdiger Rossig auf: Ex-Yugos – Junge Migrantinnen aus Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten.

Ich habe es bereites zwei Mal gelesen und ich kann es jedem empfehlen, der in diese ganze Thematik einsteigen möchte.

Es hat mich gewundert, wie so oft, dass sich Nichtjugos überhaupt für dieses Land oder besser gesagt Ex-Land interessieren. Ich verstehe, dass jemand nach Kroatien in den Urlaub fährt, aber dass er ein Buch über Jugos schreibt als Deutscher?

Ein Arbeitskollege (ein Deutscher) sucht sich immer exotische Reiseziele aus, letztens war er im Kosovo. Ich kaum aus dem Staunen nicht heraus.

Also frage ich Rüdiger, wieso er sich für das Gebiet interessiert und er sagt, es habe alles Mitte der 1980-er mit einem Stapel Kassetten mit Yu-Rockmusik begonnen. Ein Punk hatte sie ihm auf der Insel Losinj in die Hand gedrückt.

Die Kassetten müssen wohl Eindruck hinterlassen haben, denn das Interesse an „naski“, wie Rüdiger sagt, war geweckt. Er beschäftigte sich immer mehr mit dem Gebiet und begann eine journalistische Karriere.

Südosteuropäische Geschichte hat er studiert und daher sicherlich ein fundiertes Wissen, das mir mal wieder natürlich fehlt.

2008 erschien dann das Buch über die Ex-Yugos, mit denen Rüdiger nicht nur durch Flüchtlingsarbeit und Aufenthalte in Bosnien und Kroatien immer wieder Kontakt hatte.

In seinem Buch erläutert er, wie/warum die Jugos nach Deutschland kamen. Die erste Welle erreichte Deutschland als Gastarbeiter, die zweite natürlich als Flüchtling.

Wir lernen ein wenig Geshichtliches, machen einen Schwenker zur Jugoküche und tauchen dann ein in die fantastische Welt der Rockmusik, die für mich persönlich wirklich zu Jugoslawien dazugehört. Man merkt, dass der Autor ein persönliches Interesse an dieser Musik hat. Rüdiger hat eine Band namens Blechreiz und war wie er sagte nicht auf einem, sondern auf Hunderten von Jugorock-Konzerten. Das muss Liebe sein.

Ich dachte immer, ich stehe nicht so auf Rockmusik. Ich hab´s nicht mit den Stones, mit den Doors und Co, aber so ganz stimmt das nicht. Jugorockmusik liebe ich, ich sauge sie ein wie ein Schwamm das Wasser und daher hat es mir gefallen, auch hier ein paar Hintergründe zu erfahren. Jugorockmusik ist etwas Besonderes und eigentlich müsste Rüdiger hier einen Gastbeitrag schreiben, denn er könnte das sicher besser und fachmännischer als ich. Mir ist aufgefallen, dass Jugorock der 70-er und 80-er Jahre wirklich anerkannt und geschätzt wird, und auch außerhalb der SFRJ als innovativ bezeichnet wird.




In anderen Kapiteln kommen Jugoschwabos zu Wort, die ihre Geschichte erzählen, die Dispora-Szene wird vorgestellt und zum Schluss wird zu meiner Freude auch München erwähnt.

Fast vergaß ich zu schreiben, dass Rüdiger Rossig ganz gut Serbokroatisch spricht. Natürlich macht er Fehler, aber die mache ich auch. Für mich immer noch faszinierend, wenn jemand freiwillig eine so schwere Sprache lernt und sie dann noch als „nas“ (unsere Sprache) bezeichnet. Sympathiepunkt on top!

Er hat mich auf „nas“ sogar gefragt, warum ich den Blog nicht auf Jugoslawisch schreibe. Ich musste wirklich darüber nachdenken und mich ein wenig schämen, dass ein Deutscher drauflosspricht und mich mich anstelle, weil ich zwar ganz ordentlich spreche, aber meiner Meinung immer noch nicht gut genug.

Lieber Rüdiger, 

vielen Dank für dieses Buch. Es trägt nicht nur dazu bei, dass Deutsche sich mit Migranten in Deutschland auseinandersetzen, nein – es bringt bereits integrierten, hier geborenen Jugos ein Stück verlorene Heimat wieder.

Falls du mal in München bist, spendiere ich dir Cevape dafür :-)

Eine Frage habe ich aber noch: Du schreibst in der Danksagung, dass du dich bei deinen Kindern bedankst, die dich in Ruhe am Buch haben arbeiten lassen. Deine Tochter heißt Selma.

War das Lied „Selma“ von Bijelo Dugme der Namensgeber?

Das ist eine schöne Vorstellung...

Viele Grüße

Sneki


Rüdigers Buch bei Amazon

Weitere interessante Artikel findet ihr auf Rüdigers Website 

Alle Bilder stammen aus RRs Buch. 


Nachtrag: Rüdiger hat mir eine E-Mail geschrieben und die Namensfrage gelöst...seine Tochter wurde nicht nach dem Lied benannt, sondern ....

1. ja, ich denke oft an Bregas Sarajevoer Selma, wenn ich in der Tramvaj sitze :-) 
2.) ist das der Name der Lieblingsschwester meines besten Freundes in der Türkei. Heißt übrigens "Frieden" (Selam) und ist die weibliche Form von "elim" u.a. türkischen Namen. 
3.) hieß die Lieblingsschwester meiner westpreußischen Oma auch Selma, was aber po naski "Zelma" gesprochen wird - ein skandinawischer Name, die weibliche Form von "Anselm", was "Helm der Aasen" (=Götter) bedeutet. Der Name Selma ist also in vielerlei Hinsicht super - ganz wie meine Tochter :-)

24. März 2013

Aber was kommt rein????

Mit Kindheit und Jugoslawien verbinde ich nicht nur den Aufenthalt in Bosnien oder den Urlaub am Meer, sondern auch vor allem das Essen, das bei uns daheim doch sehr "Jugo" geprägt war.

Abgesehen von den Tonnen Fleisch und Kohl, die verarbeitet wurden, gab es auch viel Süßes.

Baklava, Pfannkuchen, Tulumbe, Hurmašice, krempita, šampita...

Wenn ich mir das so durchlese, wundert es mich, dass ich nicht selbst aussehe wie ein aufgedunsener Uštipak.

Ich habe davon, bis auf die Pfannkuchen natürlich, nichts selber gemacht, aber heute war es soweit. Ich wollte Uštipke machen.

Erstens hat Jugoschwabos Papa Geburtstag und da muss was vom Balkan auf den Tisch und zweitens...nun ja: wird´s Zeit, dachte ich mir.

Gestern hat es in München noch einmal geschneit und es gibt nichts Tröstenderes als ein Gericht aus der Kindheit.

Mein Mann telefonierte mit seiner Mutter gerade und daher bat ich ihn, seine Mama gleich zu fragen, wie sie denn diese Küchlein macht. Nachdem er fertig war sagte ich: 
„Und?“

Er: „Ja, du lässt den Teig stehen, dann schmeckt er später noch besser, wenn du sie backst.“

„Das war´s?“
Fragezeichen in meinen Augen: ????

Er: „Ja.“

Ich: „Ja, in Herrgotts Namen, WAS kommt in den Teig?“

Er: „Du hast ja gar keine Ahnung!"

Nein, natürlich nicht..ich bin ja immer damit beschäftigt Thai Currys, Muffins, vegetarische Eintöpfe, Pasta, Risotto und Co. zu kochen...typisch Balkan eben, vor allem der vegetarische Teil :-)

Seine Mutter muss sich gedacht haben: Gott, mit wem ist mein Sohn nur zusammen, die kann nicht mal Uštipke frittieren, mein armes Kind, es fällt vom Fleisch!

Ich habe im Internet recherchiert und bin auf Tausende Rezepte gestoßen. Meine Mama machte kleine, runde, aber flache Uštipke, andere formen sie als kleine Bälle.

Es gibt unterschiedliche Varianten, die teils sehr stark voneinander abweichen. Auf jeden Fall kommt Mehl hinein und dann scheiden sich aber schon die Geister...mit Joghurt? Mit Quark? Kiselo mljeko (Sauermilch)? Hefe oder Backpulver? Mit Mineralwasser oder etwas Milch? Von einem einzigen Ei bis zu fünf Eiern war auch alles dabei.

Letztendlich habe ich dieses Rezept gewählt:

Bakini ustipci (Omas Uštipke)

Hier die deutsche Übersetzung: 

Zutaten 

4 Eier

24 gestrichene Esslöffel Mehl (hat wohl keinen Messbecher die Oma, bitte wirklich gestrichen und nicht gehäuft). Ich habe keinen Schimmer, wie viel Gramm das sind, sah aus wie circa 250 bis 350/400 Gramm).

1 Tasse Sauermilch (ich habe Joghurt genommen, ca 200 bis 250 ml, je nachdem wie groß euer Esslöffel ist)

Eine Prise Salz (meiner Meinung nach darf´s ruhig mehr sein, sonst schmeckt es fad)

Eine halbe Tüte Backpulver

Etwas Zucker, kann auch Vanillezucker sein

Öl zum Ausbacken (am besten ein neutrales wie Sonnenblumen- oder Rapsöl, ich als Gesundheitsfanatiker, der vor „bösen“ gesättigten, gehärteten Transfettsäuren und Omega-6-Fetten flieht, habe Olivenöl genommen, mein Sohn hat nicht gejammert...)

Alle Zutaten gut vermengen. Reichlich Öl in eine tiefe Pfanne geben und es erst richtig heiß werden lassen, es muss zischen, wenn ihr etwas Teig hineingebt.

Dann die Hitze etwas herunterdrehen, sonst verbrennen die Küchlein gleich.

Ich habe aus dem Teig mit zwei Esslöffeln kleine Kugeln geformt und sie in das Öl gegeben.

Nach einer oder zwei Minuten die Küchlein wenden und das ggf. mehrmals wiederholen, bis sie schön golden/braun sind. Je dicker die Küchlein, umso größer ist die Gefahr, dass sie innen noch matschig sind, daher den Teig lieber fester als matschiger machen. Hatte auch versucht, mehr Joghurt zu nehmen und weniger böses Weißmehl, aber das funktioniert nicht.

Uštipke auf Küchenrolle abtropfen lassen und wenn sie etwas abgekühlt aber noch warm sind, servieren. Evtl in Zucker/Puderzucker rollen.

Mann kann Uštipke auch als herzhafte Variante zubereiten, dann lässt man den Zucker weg.

Zur süßen Version haben wir immer Marmelade gegessen und Frischkäse, zur herzhaften auch Käse in allen Formen oder auch mal mit Schinken oder Salami.

Am besten schmecken sie noch warm mit kajmak. 

What the hell is Kajmak?

Glaubt mir mit Kajmak schmecken sie himmlisch!

Ein schönes Restwochenende!





 






  

22. März 2013

Und wo warst du so lange? – Where were YU?

Als ich SRFJ bei Pinterest eingebe, stoße ich vor 2 Tagen auf dieses Foto:

Via



Ich lande ziemlich schnell auf Youtube und auf der entsprechenden Facebook-Seite und finde ein, für mich zumindest, Juwel. Sechzehn Folgen voller Themen des ehemaligen Jugoslawiens und zwar ohne Krieg, ohne Hass, ohne dass es um Kroaten oder Serben oder um die heutige marode Politik der Nachfolgestaaten geht. 

Da ist ein kleiner roter Stern im Vorspann auf gelb/goldenem Grund, der mich an meine Jugoschwabo-Seite und diesen Blog erinnert...



Die Dokureihe lässt Menschen über ihre Erinnerungen sprechen, sie zeigt sich etwas nostalgisch und auf der Website wird gefragt: Do yo miss YU?

Ich halte ein Jugoslawien 2.0 nicht für realistisch oder erfolgversprechend, aber HELL YES, ich vermisse YU aus meinen Kindzeiten und ich fühle mich betrogen, denn ich hatte nie die Gelegenheit, viel über dieses Land zu erfahren oder es sehr lange bewusst zu genießen. Ich war 12 als der Krieg ausbrach. Das ist alles was ich habe, Erinnerungen an Ereignisse, die schon über 20 Jahre alt sind.

Vorher wurde diese Reihe nirgends erwähnt und ich frage mich trotzdem: a gdje si bila do sad? (Wo warst du bis jetzt?) Ich habe so lange nach dir gesucht, so lange schon will ich einfach etwas über das Land lernen, ohne dass sich immer wieder Mord und Krieg dazwischendrängen wie ein böser Alptraum.

Bald finde ich mich wieder, wie ich daheim fast alle Folgen nacheinander ansehe und sogar neben den täglichen Pflichten einfach anhöre, während ich Dinge erledige.

Wie bitte? Es gab Tage, an denen durften nur Autos mit einer ungeraden Zahl auf dem Kennzeichen fahren und am Tag darauf mit einer geraden?

Und dann sehe ich Borosane, Schuhe, die an der Ferse und an den Zehen offen sind und die vom Schuhhaus Borovo produziert wurden.
Mir fällt Folgendes ein: Im Sommer 2000 habe ich ein paar Monate auf Ibiza verbracht. Ich wollte mein Spanisch aufpolieren und habe im Restaurant eines Serben aus Paris gearbeitet. Es hieß Es Timoner. Der Koch war Bosnier, der Hilfskoch Katalane und der Besitzer eben ein serbischer Politiker, der sich seinen Traum vom Restaurant am Yachthafen in Santa Eulalia erfüllt hatte.


via
Er brachte mir damals Borosane und meinte, das würde die Füße schonen, wenn ich schon den ganzen Tag stehen muss. Ich habe diese Schuhe, an die ich mich nicht erinnern konnte, nur abfällig betrachtet und ihm mitgeteilt, dass ich die sicherlich nicht tragen werde. Später erst hat´s geklingelt, dass das noch Relikte aus Yu-Zeiten sein müssen. Besser, dass ich sie nicht angezogen habe...wer weiß, wer sie vor mir getragen hat.





Auch nach Stunden kann ich nicht aufhören und lausche den Yu-Phänomenen, denke an den Urlaub am Meer mit meiner Familie, überlege, ob ich auch Jugo-Comic-Heftchen gelesen habe und es kommen immer mehr Erinnerungen hoch, die auch für ein wenig Wehmut sorgen.

Jetzt weiß ich auch, warum die Schokolade mir nicht geschmeckt hat damals, es war eine secerna tabla, ein Gemisch aus Zucker und Pflanzenfett, die Analogmilka des Kommunismus.

Mein Fahrrad, das ich als Kind geschenkt bekam, entpuppt sich als Retro-Rad namens Pony. Man konnte es zusammenklappen und im Auto mitnehmen, meines war Rot. Der Fico meines Onkels, in dem wir nach Banja Luka getuckert sind, wird vom Tristac also in den Schatten gestellt. Oh Gott, war meine Familie arm, niemand hatte einen Tristac...(Fiat 1300).

Die Serie schafft es, dass ich mir auch die Teile über Sport ansehe und ich erfahre, wie romantisch der Boxer Mate Parlov war, ein Hulk, der seiner Frau Liebesbriefe schrieb oder wer Tito immer die Zigarren geklaut hat.

Schwelgend surfe ich auf den Wogen der Nostalgie und wie bei einer Droge ertappe ich mich dabei, wie ich mehr will.

Es fehlt so Vieles...wo ist die erfolgreichte Band ever aus Ex-Yu? Wo sind Bijelo Dugme? Wo ist Zikina dinastija? Cokolino, Medolino? Dino Merlin? Lepa Brena? Hajde da se volimo? Das gehört für mich unbedingt dazu!

Einen Kommentar in etwa diesem Wortlaut habe ich auf der Facebookseite der Doku hinterlassen und diese absichtlich nicht "geliked", da ich mir sowas schon gedacht habe, aber da ich mit einem Menschen/einer Seite befreundet bin/war...und das dennoch gesehen wurde, tauchte dann heute Morgen, welch Zufall, wie so oft, genau dasselbe Thema auf und noch bevor ich überhaupt A sagen konnte (ili pre nego sto sam mogla da zinem...) war auch schon ein Blogpost früh Morgens online.

Jedem das seine, aber die Themenvielfalt ist doch wirklich gegeben und ich stehe dazu, dass ich mich blöd fühle, wenn bestimmte Einzelthemen, die ich aufgreife,  zeitlich wirklich immer in kürzesten Abständen woanders auftauchen und in derselben Reihenfolge verarbeitet werden.
Natürlich mit eigenem Text, aber dennoch...Ich wünschte mir mehr Eigeninitiative, die ich selbst auch aufbringe und investiere. Mehrmals ist KEIN Zufall mehr.

Euch wünsche ich aber viel Spaß bei den 16 Folgen dieser interessanten Dokureihe.

Ihr werdet erfahren, wer bei Lepa Brena auf dem Schoß saß, ihr werdet Retro-Werbung sehen, hören wer wem die Schuhe während der radna akcija gestohlen hat, warum der Zagreber Saloon entstand, welcher Vogel dem berühmtesten Belgrader Cafe seinen Namen lieh, wer wem überraschenderweise eine geknallt hat und warum, welcher Schauspieler nach einer Preisverleihung seinem Sarkasmus freien Lauf ließ, warum Gojko Mitic bekannter in der DDR als in Jugoslawien war, wer sich bei Tito auf dem Schiff betrunken hat, wer einen Schlagzeuger immerhin zehn Tage lang als Freund hatte und eigentlich ein Streber war, welches Modehaus das Nonplusultra war, wer sich umgebracht hat und wieso Jacken mit blutverschmierten Löchern so en vogue waren.

Ich hoffe, ich habe euch Lust auf die Folgen gemacht.

Hier weiter unten findet ihr eine Episode, die anderen findet ihr alle auf Youtube.

Zwei DVD-Boxen mit allen Folgen könnt ihr hier und hier bestellen.











Alle Folgen sind auf Serbokroatisch, ohne deutsche Untertitel. Leider.

Da es ja mein Beruf ist....wer daran interessiert ist, die Serie nach Deutschland zu holen und untertiteln/voice-overn zu lassen: Ich bin dabei.
Do YOU miss YU too?

Alles Liebe

Snjezana




 

10. März 2013

STreeT arT aM BalkaN

Das ist das Gute an diesem Blog: ich lerne, ich sehe, ich staune, ich wundere mich, ich schüttle den Kopf , ich bin begeistert und immer wieder überrascht.

Heute habe ich gelernt, dass in Zagreb und vor allem in Belgrad street art sehr populär ist und dass sich die weiße Stadt (Beograd=weiße Stadt) mittlerweile einen Namen als bunte Stadt gemacht hat, auf die sogar der Economist diesbezüglich aufmerksam geworden ist. Das Blatt meint, die Straßenkunst in Beograd sei die beste auf dem Balkan.

Ex-Yu mag in vielerlei Hinsicht kein guter Ort zum Leben sein, aber solange es die Kunst gibt, solange die Menschen dort etwas schaffen, sei es um ein Statement zu setzen, sich politisch oder gesellschaftlich auszudrücken, Widerstand zu zeigen oder einfach um die Stadt kreativer zu gestalten, solange gibt es auch Hoffnung.

Der Balkan mag zwar in einem desolaten Zustand sein, aber er ist bunt.


Umjetnost nikada ne prima svijet kakvim ga je našla, niti ga ostavlja takvim.”

(Die Kunst nimmt die Welt nie an, wie sie ist und hinterlässt sie nicht, wie sie war.)
 
Tin Ujević

Enjoy und das nächste Mal Ausschau halten, wenn ihr am Balkan seid:-)

 


Künstlerin TKV
 


Click me: Belgrades`s Banksys 







Lepa Brena (eine Sängerin) brennt schön (Anspielung auf den Film Lepa sela lepo gore= Schöne Dörfer brennen schön

Fuck?

Papa ich liebe dich, auch wenn ich das noch nicht sagen kann.

No Aflatoxin milk today.


Milica Tomic, erste Feministin Serbiens mit Mann

Nosferatu




Nikola Tesla







Zerstören die USA sich selbst?








In Skopje

In Zagreb







8. März 2013

Kommunistischer Hexenfeiertag


Normalerweise nennt er mich immer „Suzana!.......ne…Snježana!“ und meine Schwester nennt er „Snježana!......ne mislio sam Suzana!“. Er wird von meiner Mutter daran erinnert, wann ich Geburtstag habe und ich bezweifle, dass er seinen eigenen Hochzeitstag auswendig weiß, aber er gratuliert mir immer am 8. März . Heute Morgen habe ich diese Nachricht bekommen:  „Ja ti želim sretan osmi mart, puno sreće, zdravlja i veselja. To ti je moja želja.“ (Ich wünsche dir einen frohen 8. März, viel Glück, Gesundheit und Freude. Das ist mein Wunsch für dich.)

Ich bin gerührt, dass mein Vater mir gratuliert und das per SMS, wo er doch immer ins Internet will, wenn er mich besucht (auch beim 23. Besuch) und dann fragt, ob das jetzt eine E-Mail ist (Nein Papa, das ist eine Website…..Papa: Kannst du mir die schicken, die E-Mail?...Ich: Nein, ich kann dir keine Website schicken, ich kann dir nen Link senden….Papa: ok, schick mir mal das Internet per SMS, dann schick ich selbst eine Website..Ja, Papa…)

Dieser Herr versendet also Glückwünsche per Handy. Letztes Jahr habe ich zum 8. März eine Küchenschürze von ihm bekommen, innen stand „Made in China“. Ich weiß nicht, ob das eine sehr direkte Anspielung darauf war, was er von den Frauen im Westen hält und ob er uns zeigen wollte, wo wir hingehören, oder ob es einfach eine nette, unschuldige Geste war, ein Überbleibsel aus alten Tagen….

A propos China:

Kindly please note: xxx China will be half day off on 2013 Mar. 8th p.m for Women's day.
Please take into consideration when scheduling work. Thank you!

Bekomme ich heute als Antwort auf meine Mails. Chinesische Frauen haben einen halben Tag frei, um sich feiern lassen zu können oder um dem Ehemann das Essen noch früher servieren zu können.

Es ist also International Women`s Day, der Tag der vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden (wieso muss ich jetzt an eine US-Schönheitskönigin denken, die sich world peace wünscht?), von dem in Deutschland kaum Notiz genommen wird. Es gibt nur wenige Veranstaltungen und das Medienecho ist verhalten. In anderen Ländern spielt der Tag aber eine wichtige Rolle, so auch im Gebiet Ex-Yu.

Als ich klein war gab es bei uns keinen Muttertag und der osmi mart, der 8. März diente praktisch als Ersatz, obwohl durch ihn ursprünglich für Frauenrechte gekämpft wurde, vor allem um das Recht der Frau zu wählen.

Den Stein hatte u. a. die deutsche Sozialistin Clara Zetkin ins Rollen gebracht, die im Jahr 1910 auf der Zweiten Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen einen solchen Tag vorschlug. Zuvor hatten in den USA bereits Arbeiterfrauen für bessere Arbeitsbedingungen vor allem in der Textilbranche demonstriert. Tausende waren angeblich am 08.03.1908 (es wird darüber gestritten, ob diese Demonstration wirklich zur Bildung eines internationalen Frauentages beigetragen hat) durch die Straßen New Yorks gezogen und hatten für gerechte Arbeitszeiten, besseren Lohn und das Frauenwahlrecht plädiert.

Das erste Mal wurde der Frauentag bereits 1911 in Deutschland, Dänemark und in Österreich-Ungarn gefeiert, damals gehörte Bosnien zu Österreich-Ungarn und hat also praktisch vom ersten Tag an einen Bezug dazu. Offiziell wurde der Tag erst 1926 eingeführt, ab diesem Jahr gab es zwei Frauentage, einen kommunistischen im März und einen sozialdemokratischen, der kein bestimmtes Datum hatte.

In der Zeit um den Ersten und Zweiten Weltkrieg war der Tag dann aufgrund seiner sozialistischen Herkunft verboten. Versammlungen, auf denen öffentlich Zustände kritisiert wurden, wurden eben untersagt, denn im Jahr 1917 hatten die Frauen ihre Macht demonstriert (im wahrsten Sinne des Wortes) und durch ihren Protest am 08.03. die Februarrevolution in Russland und damit die Vorherrschaft der Zarenfamilie beendet. Seit Russland den Frauentag eingeführt hatte, waren dem Beispiel viele sozialistische und kommunistische Länder gefolgt und so auch Jugoslawien.

Ich habe nicht herausgefunden, ob der 8. März immer ein arbeitsfreier Feiertag war, aber viele Betriebe gaben ihren Mitarbeiterinnen frei oder verwöhnten sie am Arbeitsplatz mit Blumen, Schokolade und anderen Aufmerksamkeiten. Einige sagen, ja landesweit war dies ein Feiertag, andere Quellen sagen nein, war es nicht.

In den Städten trugen alle Männer Blumensträuße, die Kinder bastelten Postkarten, die sie verschenkten und abends war es unmöglich in einem Restaurant einen Platz zu ergattern. Dieser Tag war äußerst wichtig für die Frauen, meine Mutter ist immer noch eingeschnappt, wenn ich ihr nicht gratuliere und dadurch meine Wertschätzung ihrer Arbeit und Leistung zum Ausdruck bringe.

Natürlich waren Frauen in Jugoslawien theoretisch gleichberechtigt, sie kämpften als Partisanen und waren im europaweiten Durchschnitt recht gebildet, hatten Arbeit, aber wie so oft ist die Gleichheit auf dem Papier eine andere als die im Alltag und ich habe erlebt, wie viel Wert sie darauf legen wenigstens einmal im Jahr anerkannt zu werden, auch wenn viele Jugo-Männer ihre Witze machen und der Frau eine pegla „ein Bügeleisen“ schenken wollen, ihr anbieten, die Eisenkette soweit zu lockern, dass sie auch mal vor die Küche treten kann oder er schlägt ihr auch das zweite Auge Lila, damit es wie Lidschatten aussieht und zum anderen Auge passt. Gerne wird der Tag auch mit der Walpurgisnacht verglichen, die Tagesversion sozusagen für kommunistische Hexen.








Auf die Frage: „Šta ću dobiti za dan zena?“ (Was bekomme ich zum Frauentag?) folgt auch gern die ironische oder doch nicht ironische Antwort: „Hehe, šta ćeš dobiti? Dobit ćeš kurac!“ (Was du bekommst? Szenario 1: Gar nix! Im Serbokroatischen steht das böse K-Wort für das männliche Glied, natürlich in vulgärer Sprache und das Glied steht für „nichts“, wie interessant. Möchte man gar nicht glauben beim Testosteronspiegel des Balkans.

Szenario 2: der Mann wird sich wortwörtlichen Sinne bemühen, die ehelichen Pflichten der Frau gnädigerweise zum eigenen Vergnügen einzufordern)
In Jugoslawien ging es beim Frauentag eher weniger um dieselben Rechte (wer braucht schon ein Wahlrecht, wenn nur eine Partei das Sagen hat?), der Tag war oder ist auch heute noch eine Form von Valentinstag und Muttertag in einem, der Muttertag, wie er in Deutschland gefeiert wird, spielt überhaupt keine Rolle und er spielt sie auch noch im postkommunistischen Yu-Gebiet, wobei Kroatien da eine kleine Ausnahme zu bilden scheint, der Frauentag wird als rein kommunistischer Feiertag abgelehnt, wie es auch nach dem Zerfall der Tschechoslowakei war, wobei hier später wieder Bestrebungen gemacht wurden, den Tag wieder einzuführen.


Im Jahr 1977 hatte die UN dem 8. März ja immerhin den Ritterschlag verpasst und ihn offiziell zum internationalen Weltfrauentag erhoben.

Ich finde, er ist heute immer noch wichtig und zwar in allen Ländern, in denen Frauen weiterhin unterdrückt werden und Gewalt ausgesetzt sind.

Ich möchte jetzt keine Länder und Geschehnisse mit erhobenem Zeigefinger aufzählen, aber immer herrscht ein Mann-Frau-Ungleichgewicht und immer noch sind Frauen Opfer, während Männer, oftmals der eigene Partner, die Täter und die frauenfeindliche Gewalt am patriarchalischen Balkan würde einen Post an sich füllen.

Wir verdienen für die gleiche Arbeit immer noch weniger, sind für die Versorgung der Familie zuständig, viele Frauen werden immer noch beschnitten, misshandelt und und und.

Die gute Alice Schwarzer meinte 2010 ganz lapidar, man solle den Tag abschaffen und wir sollen aus allen 365 Tagen eine Zeit für Männer UND Frauen machen.

Gerne Alice, wenn Frauen weltweit dieselben Rechte haben wie Männer und wenn auf meinem Konto das gleiche Gehalt wie bei meinem Kollegen eingeht, der trotz gleicher Voraussetzungen mehr verdient als ich. Wenn in Parlamenten zu 50 % Frauen sitzen und Männer die Hälfte des Haushaltes erledigen und der Kindererziehung.

Männer sind toll, aber sie sind meistens physisch, finanziell, beruflich, politisch, rechtlich wie auch immer stärker und besser gestellt und so lange der Stärkere seine Machtposition (aus)nutzt…

Das Motto des diesjährigen Frauentages lautet passenderweise: A promise is a promise: Time for action to end violence against women.

Der internationale Tag der Männer ist übrigens am 19.11 liebe Herren!

Sretan osmi mart!

2. März 2013

Eine Welt - vier Standpunkte

Als ich angefangen habe, zu schreiben, gab es genau einen Blog, der sich mit dem Thema Jugoslawien aus einer „deutschen“ Perspektive, also einer Jugoschwabo-Perspektive beschäftigte und die Einträge erfolgten sporadisch.

Heute, ein paar Monate später, hat sich das Bild gewandelt.
Nach Jahrzehnten als „unsichtbare“ und geradezu vorbildlich integrierte Ausländer, bekommen die Jugoschwabos immer mehr eine Stimme und dies zeigt sich auch bei den Blogs, die immer öfter den Balkan zum Thema haben oder das Gebiet Ex-Yu.

Einen kennt ihr ja schon, den Blog von Ana Kovac und leider gab es da ein paar Missverständnisse zwischen Ana und mir, aber nein, liebe Ana, ich sehe dich nicht als Konkurrenz und nein, es geht nicht um die Anzahl der Likes auf FB. Ich war diejenige, remember?, die deinen Blog immer wieder vorgestellt hat.

Nun ja, so soll es auch dieses Mal sein, wenn ihr den Jugoschwabo gerne lest, dann interessieren euch die Blogs bestimmt auch, die dasselbe Thema zum Inhalt haben.

Fangen wir mit dem Blog an, der zuerst auf der Bildfläche erschien, zumindest meines Wissens nach.

Balkanblogger wird von Mirela Sidro verfasst. Sie startete ihren Blog im September 2011.

Wer gerne Beiträge über Sarajevo liest, ein wenig kulturinteressiert ist und nach einem bosnischen Rezept sucht, ist hier genau richtig.

Mirela kenne oder kannte ich persönlich, sie ist ein soweit ich mich erinnere stets gut gelaunter blonder Lockenkopf á la Barbara Schöneberger.

Balkanblogger-Rezept für Hurmasice:


Quelle:Balkanblogger
Mirelas Hurmasice




















 Ana Kovacs Blog heißt: Hallo Jugoslawien (mittlerweile eingestellt)

Er startete im November 2012. Anas Themen sind vielfältig, es geht um Kultur, dann ein wenig um Manga, um Identität, die Flüchtlinge oder um die eigene Kindheit.


Ein weiterer Blog, auf den ich heute gestoßen bin, ist der von Nermina Zolj, die ich zufälligerweise auch kenne bzw. kannte, ist ein Weilchen her. Ich habe sie als sehr nette und tiefgründige und auch sensible Frau kennengelernt, aber Achtung: sie kann sich wehren! :-)

Nermina schreibt den Blog Gastarbeiter Reloaded.

Es scheint, als ob sie um ihr Leben bloggt, denn fast täglich hat sie etwas zu berichten, an manchen Stellen komisch, an anderen nachdenklich und auch hier geht um das Leben als Gastbarbeiterkind in Deutschland, um die Problemchen und die Eingenarten der Balkaneros.

In ihrem Post der Satte versteht den Hungrigen nicht nimmt sie Bezug auf meinen Text  Balkan burning.

Kann man denn nun den Hass kritisieren als jemand, der wie Nermina sagt „seinen Hintern“ immer im Sicheren wusste?

Lest ihren Standpunkt dazu.

Es gibt noch einige Blogs über den Balkan, aber dann entweder aus rein deutscher Sicht oder viel zu politisch/geschichtlich. Ich wollte euch Seiten vorstellen, auf denen eben „Jugoschwabos“ schreiben.

In diesen nun 4 Blogs (inklusive meinem) schreiben 4 Frauen (wieso nur Frauen?) über ihre Erfahrungen und Eindrücke und wir alle sind verschieden...wir alle kommen aus Süddeutschland und sind über 30 und es sind nahezu alle Religionen aus Ex-Yu vertreten (moslemisch, orthodox unf katholisch). Ist das nicht auch eine Art kleines Jugoslawien? Zerfällt dieses nun auch wegen Blödheiten?

Wieso tauchten diese Blog zeitlich so eng beieinander auf? Ist es wirklich eine Kollektiverfahrung, sich zerrissen zu fühlen, zwischen den Welten? Wieso bloggen mehrheitlich Frauen darüber? Hat unsere Yu-Seite zu lange geschlafen?

Ist dies ein neuer Trend?

Es ist interessant trotz der Gemeinsamkeiten die Unterschiede zu sehen, denn Einiges sehe ich schon anders bzw. ich habe andere Erfahrungen gemacht.

Lest also alle diese Blogs, das tue ich auch und fühlt euch der Heimat näher, welche dies auch sein mag.

Wen jemand weitere kennt, bitte Bescheid sagen!

LG

Sneki 

Balkanblogger auf FB 


Hallo Jugoslawien auf FB