Normalerweise nennt er mich immer „Suzana!.......ne…Snježana!“
und meine Schwester nennt er „Snježana!......ne mislio sam Suzana!“. Er wird
von meiner Mutter daran erinnert, wann ich Geburtstag habe und ich bezweifle,
dass er seinen eigenen Hochzeitstag auswendig weiß, aber er gratuliert mir
immer am 8. März . Heute Morgen habe ich diese Nachricht bekommen: „Ja ti želim sretan osmi mart, puno sreće,
zdravlja i veselja. To ti je moja želja.“ (Ich wünsche dir einen frohen 8.
März, viel Glück, Gesundheit und Freude. Das ist mein Wunsch für dich.)
Ich bin gerührt, dass mein Vater mir gratuliert und das
per SMS, wo er doch immer ins Internet will, wenn er mich besucht (auch beim
23. Besuch) und dann fragt, ob das jetzt eine E-Mail ist (Nein Papa, das ist
eine Website…..Papa: Kannst du mir die schicken, die E-Mail?...Ich: Nein, ich
kann dir keine Website schicken, ich kann dir nen Link senden….Papa: ok, schick
mir mal das Internet per SMS, dann schick ich selbst eine Website..Ja, Papa…)
Dieser Herr versendet also Glückwünsche per Handy.
Letztes Jahr habe ich zum 8. März eine Küchenschürze von ihm bekommen, innen
stand „Made in China“. Ich weiß nicht, ob das eine sehr direkte Anspielung
darauf war, was er von den Frauen im Westen hält und ob er uns zeigen wollte,
wo wir hingehören, oder ob es einfach eine nette, unschuldige Geste war, ein
Überbleibsel aus alten Tagen….
A propos China:
Kindly please note: xxx China will be half day off on 2013
Mar. 8th p.m for Women's day.
Please take into consideration when scheduling work. Thank you!
Bekomme ich heute als Antwort auf meine Mails.
Chinesische Frauen haben einen halben Tag frei, um sich feiern lassen zu
können oder um dem Ehemann das Essen noch früher servieren zu können.
Es ist also International Women`s Day, der Tag der
vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden (wieso muss ich
jetzt an eine US-Schönheitskönigin denken, die sich world peace wünscht?), von
dem in Deutschland kaum Notiz genommen wird. Es gibt nur wenige Veranstaltungen
und das Medienecho ist verhalten. In anderen Ländern spielt der Tag aber eine
wichtige Rolle, so auch im Gebiet Ex-Yu.
Als ich klein war gab es bei uns keinen Muttertag und der
osmi mart, der 8. März diente praktisch als Ersatz, obwohl durch ihn
ursprünglich für Frauenrechte gekämpft wurde, vor allem um das Recht der Frau
zu wählen.
Den Stein hatte u. a. die deutsche Sozialistin Clara
Zetkin ins Rollen gebracht, die im Jahr 1910 auf der Zweiten Internationalen
Frauenkonferenz in Kopenhagen einen solchen Tag vorschlug. Zuvor hatten in den
USA bereits Arbeiterfrauen für bessere Arbeitsbedingungen vor allem in der
Textilbranche demonstriert. Tausende waren angeblich am 08.03.1908 (es wird
darüber gestritten, ob diese Demonstration wirklich zur Bildung eines
internationalen Frauentages beigetragen hat) durch die Straßen New Yorks
gezogen und hatten für gerechte Arbeitszeiten, besseren Lohn und das
Frauenwahlrecht plädiert.
Das erste Mal wurde der Frauentag bereits 1911 in Deutschland,
Dänemark und in Österreich-Ungarn gefeiert, damals gehörte Bosnien zu
Österreich-Ungarn und hat also praktisch vom ersten Tag an einen Bezug dazu. Offiziell
wurde der Tag erst 1926 eingeführt, ab diesem Jahr gab es zwei Frauentage,
einen kommunistischen im März und einen sozialdemokratischen, der kein
bestimmtes Datum hatte.
In der Zeit um den Ersten und Zweiten Weltkrieg war der
Tag dann aufgrund seiner sozialistischen Herkunft verboten. Versammlungen, auf
denen öffentlich Zustände kritisiert wurden, wurden eben untersagt, denn im
Jahr 1917 hatten die Frauen ihre Macht demonstriert (im wahrsten Sinne des
Wortes) und durch ihren Protest am 08.03. die Februarrevolution in Russland und
damit die Vorherrschaft der Zarenfamilie beendet. Seit Russland den Frauentag
eingeführt hatte, waren dem Beispiel viele sozialistische und kommunistische
Länder gefolgt und so auch Jugoslawien.
Ich habe nicht herausgefunden, ob der 8. März immer ein
arbeitsfreier Feiertag war, aber viele Betriebe gaben ihren Mitarbeiterinnen
frei oder verwöhnten sie am Arbeitsplatz mit Blumen, Schokolade und anderen
Aufmerksamkeiten. Einige sagen, ja landesweit war dies ein Feiertag, andere
Quellen sagen nein, war es nicht.
In den Städten trugen alle Männer Blumensträuße, die
Kinder bastelten Postkarten, die sie verschenkten und abends war es unmöglich
in einem Restaurant einen Platz zu ergattern. Dieser Tag war äußerst wichtig
für die Frauen, meine Mutter ist immer noch eingeschnappt, wenn ich ihr nicht
gratuliere und dadurch meine Wertschätzung ihrer Arbeit und Leistung zum
Ausdruck bringe.
Natürlich waren Frauen in Jugoslawien theoretisch
gleichberechtigt, sie kämpften als Partisanen und waren im europaweiten
Durchschnitt recht gebildet, hatten Arbeit, aber wie so oft ist die Gleichheit
auf dem Papier eine andere als die im Alltag und ich habe erlebt, wie viel Wert
sie darauf legen wenigstens einmal im Jahr anerkannt zu werden, auch wenn viele
Jugo-Männer ihre Witze machen und der Frau eine pegla „ein Bügeleisen“ schenken wollen, ihr anbieten, die Eisenkette
soweit zu lockern, dass sie auch mal vor die Küche treten kann oder er schlägt
ihr auch das zweite Auge Lila, damit es wie Lidschatten aussieht und zum
anderen Auge passt. Gerne wird der Tag auch mit der Walpurgisnacht verglichen,
die Tagesversion sozusagen für kommunistische Hexen.
Szenario 2: der Mann wird sich wortwörtlichen Sinne bemühen,
die ehelichen Pflichten der Frau gnädigerweise zum eigenen Vergnügen
einzufordern)
In Jugoslawien ging es beim Frauentag eher weniger um
dieselben Rechte (wer braucht schon ein Wahlrecht, wenn nur eine Partei das
Sagen hat?), der Tag war oder ist auch heute noch eine Form von Valentinstag
und Muttertag in einem, der Muttertag, wie er in Deutschland gefeiert wird,
spielt überhaupt keine Rolle und er spielt sie auch noch im postkommunistischen
Yu-Gebiet, wobei Kroatien da eine kleine Ausnahme zu bilden scheint, der
Frauentag wird als rein kommunistischer Feiertag abgelehnt, wie es auch nach
dem Zerfall der Tschechoslowakei war, wobei hier später wieder Bestrebungen
gemacht wurden, den Tag wieder einzuführen.
Im Jahr 1977 hatte die UN dem 8. März ja immerhin den
Ritterschlag verpasst und ihn offiziell zum internationalen Weltfrauentag
erhoben.
Ich finde, er ist heute immer noch wichtig und zwar in
allen Ländern, in denen Frauen weiterhin unterdrückt werden und Gewalt
ausgesetzt sind.
Ich möchte jetzt keine Länder und Geschehnisse mit
erhobenem Zeigefinger aufzählen, aber immer herrscht ein
Mann-Frau-Ungleichgewicht und immer noch sind Frauen Opfer, während Männer,
oftmals der eigene Partner, die Täter und die frauenfeindliche Gewalt am patriarchalischen
Balkan würde einen Post an sich füllen.
Wir verdienen für die gleiche Arbeit immer noch weniger,
sind für die Versorgung der Familie zuständig, viele Frauen werden immer noch
beschnitten, misshandelt und und und.
Die gute Alice Schwarzer meinte 2010 ganz lapidar, man
solle den Tag abschaffen und wir sollen aus allen 365 Tagen eine Zeit für
Männer UND Frauen machen.
Gerne Alice, wenn Frauen weltweit dieselben Rechte haben
wie Männer und wenn auf meinem Konto das gleiche Gehalt wie bei meinem Kollegen
eingeht, der trotz gleicher Voraussetzungen mehr verdient als ich. Wenn in
Parlamenten zu 50 % Frauen sitzen und Männer die Hälfte des Haushaltes erledigen
und der Kindererziehung.
Männer sind toll, aber sie sind meistens physisch,
finanziell, beruflich, politisch, rechtlich wie auch immer stärker und besser
gestellt und so lange der Stärkere seine Machtposition (aus)nutzt…
Das Motto des
diesjährigen Frauentages lautet passenderweise: A promise is a
promise: Time for action to end violence against women.
Der internationale Tag der Männer ist übrigens am 19.11
liebe Herren!
Sretan osmi mart!
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