3. September 2013

Bohnensuppe verbindet







One soup – one love


Wir saßen an einem Samstag mit vollgeschlagenen Bäuchen im Ethnodorf Kotromanićevo selo. Es gab fast ausnahmslos Bohnen für alle, die Version mit Rosmarin war ungewöhnlich, aber wirklich sehr lecker (Ich habe das Gefühl, wir wurden bei der Rechnung ein wenig über´s Ohr gehauen, aber das hat man davon, wenn man am Tisch Deutsch spricht...)





 Und gerade als ich noch ein paar Fotos machen und die kleinen Häuschen erkunden wollte, bemerkte ich die vielen Menschen, Kameras und Mikrofone. Ich habe mir erst vor Kurzem wieder vorgenommen, mehr mit meinen Mitmenschen zu kommunizieren und nicht schüchtern zu sein, also schnappte ich mir einen der jungen Herren, die alle in weißen T-Shirts herumrannten.

„Was ist denn hier los?“, fragte ich.

Er zeigte auf sein T-Shirt und erklärte mir, er koche Bohnensuppe.

„Ach so“, dachte ich, „die haben also das ganze Paprikapulver aufgebraucht, nach dem wir vorhin gefragt haben“.

„Melting pots BiH“ stand auf seinem T-Shirt und vor ihm blubberte es in einem gusseisernen alten Kessel über dem offenen Feuer.

Die Organisation Rotor für die Entwicklung des Tourismus in der Region hatte ein interethnisches Camp für junge Menschen aller drei Hauptreligionen in Bosnien organisiert. Vom 15.08. bis zum 19.08.2013 sollten 18- bis 25-jährige lernen, wie wichtig Gegensätze sein können, das friedliche Miteinander und Toleranz gegenüber anderen sollten gefördert werden. Dazu kochten sie eben Bohnensuppe in Kesseln (pots). Was für ein schönes Wortspiel und eine schöne Idee. Während der fünf gemeinsamen Tage besuchte die Gruppe den salzigen See in Tuzla, die Burg in Doboj (www.dobojskatvrdjava.rs.ba), das Ethodorf, in dem ich sie traf, erhielt kostenlose Karten für das internationale Handballturnier und natürlich durfte auch das klassische Gitarrespielen am Lagerfeuer nicht fehlen. Wie früher, als wir Lieder von Plavi Orkestar gesungen haben. Bolje biti pijan, nego star!
 

Eröffnet wurde das Camp unter anderem von der Vertreterin der amerikanischen Botschaft in Bosnien Emily Armitage und Enes Suljkanović, Vizepräsident der Republika Srpska. Das Projekt, das auch bosanski lonac genannt wird, wird von den USA, dem melting pot schlechthin, mitfinanziert (endlich einmal etwas Sinnvolles, wenn es schon zweifelhafte Entscheidungen während des Krieges gab).

Ich habe mich wirklich gefreut, so eine Aktion in Bosnien zu sehen, es gab mir irgendwie Hoffnung, dass alles einmal besser werden könnte, dass man den Hass besiegen kann.

Schade nur, dass das Event anscheinend so etwas Besonderes ist, dass das Fernsehen vor Ort war. Einerseits ist es natürlich toll, andererseits denke ich, dass es selbstverständlich sein sollte, dass man mit Mitmenschen anderer Konfession Zeit verbringt, aber dem scheint immer noch nicht so zu sein. Dennoch ist das Camp eine fantastische Idee, wenigstens die jungen Leute, die den Krieg nicht erlebt haben, sollen nicht mit diesem Nationalismus aufwachsen.




Und nicht vergessen, wenn ihr das nächste Mal Bohnensuppe esst: ladet eure Nachbarn der anderen Religionen ein, wir sind alle Bohnen im selben Topf :-)








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