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Der Riese geht durch den Schnee und
trägt einen Blumenstrauß, ein schwerer Gang, sein Freund liegt hier begraben
und so viele Jahre hatte er die Trauer in sich getragen, darüber dass alles so kommen
musste, wie es gekommen war.
„Schön, dich zu sehen, mein
Freund.“, sagt er, am Grab abgekommen und hinterlässt ihm ein Bild, auf dem sie
sich umarmen.
Quelle: espn.com |
Sie waren Freunde gewesen,
die der Krieg und dann ein Unfall für immer auseinanderriss, ohne dass sie sich
aussprechen oder versöhnen konnten.
Die Rede ist von zwei
Basketball-Legenden: Dražen Petrović und Vlade Divac. Mein Freund meinte, ich
könne nicht über sie schreiben, weil ich ihnen nie gerecht werden könne. Er
meinte, ich könne nicht einfach zwei, drei Zeilen schreiben und das war´s.
Und tatsächlich muss man,
auch wenn man kein Sportfanatiker ist, Achtung vor dem haben, was beide
erreicht haben. Beide sind bzw. waren Ausnahmetalente im Basketball, beide
machten sich in Exjugoslawien einen Namen, beide wurden mit ihren Teams
Weltmeister und Europameister, Divac wurde 1988 bei den Olympischen Spielen in
Seoul im jugoslawischen Team Vizeweltmeister, Dražen führte die Teams in denen
er spielte in einer Tour zu Erfolgen. Beide wechselten aufgrund ihres Könnens
in die USA zur NBA. Beide wurden in die Hall of Fame aufgenommen. Vlade in die FIBA Hall of Fame, Dražen in die der NBA.
Dražen war anscheinend ein Virtuose auf dem Spielfeld, der das Spiel dominierte
und den Ball kontinuierlich im Korb versenkte, was zu einer durchschnittlichen
Punktezahl pro Spiel jenseits von Gut und Böse führte und ihm den Spitznamen
„Mozart des Parketts“ einbrachte.
Ich habe wirklich kaum
Ahnung vom Basketball, aber ich glaube der Name Dražen Petrović war mir
ziemlich schnell ein Begriff, da ich auch Petrović heiße. Ganz egal, wer mich
auch in welchem Land auch immer nach meinem Namen fragte…wenn ich ihn
aussprach, formte sich ein Lächeln auf dem Gesicht des männlichen
Gesprächspartners: „Ah, like in Dražen Petrović . Are you relatives?“ Mir wurde
freundlich begegnet und alle sprachen voller Bewunderung über diesen Mann, über
den ich nicht viel wusste, aber so wie sie sprachen war mir klar, dass er ein
Basketballguru gewesen sein musste, eine Art Gottheit, die durch Basketball virtuos
Kunst erschafft.
Vor einiger Zeit stieß ich
dann auf diese wundervolle amerikanische Dokumentation, die viele Infos liefert
und eine Geschichte erzählt, die mich wirklich sehr berührt hat. Sie zeigt, wie
der omnipräsente Jugoslawienkrieg nicht nur Menschenleben zerstört hat, sondern
auch eine Freundschaft, die dem Druck von „Ich-bin-Kroate-und-du-Serbe“ (oder
andersherum, ganz egal) nicht standgehalten hat. Er hat auch den Sport wie ein
Virus infiltriert und Sportler in verschiedene Nationalitäten geteilt, die
gerade auf der Weltmeisterschaft in Argentinien die USA weggefegt und den Titel
„nach Hause“ geholt hatten (hier erhilet die Freundschaft der zwei Spieler durch den Flaggenvorfall den entscheidenden Knacks, siehe Doku. Aber wäre er nicht sowieso aufgetaucht?)
Sie hatten allen gezeigt: unser Land stellt in diesem Gebiet eine Koryphäe dar, vor der auch die USA einknicken. Vielleicht tut das Ansehen des Films auch deshalb ein wenig weh. Es taucht wieder einmal der Gedanke auf: Wir waren mal wer, wir waren die Nummer 1, on top of the world – was sind wir geworden? Nichts. Eine Rückentwicklung. Waren wir gemeinsam nicht stärker und besser?
Sie hatten allen gezeigt: unser Land stellt in diesem Gebiet eine Koryphäe dar, vor der auch die USA einknicken. Vielleicht tut das Ansehen des Films auch deshalb ein wenig weh. Es taucht wieder einmal der Gedanke auf: Wir waren mal wer, wir waren die Nummer 1, on top of the world – was sind wir geworden? Nichts. Eine Rückentwicklung. Waren wir gemeinsam nicht stärker und besser?
Als Kroatien im Jahr 1992
bei den Olympischen Spielen in Barcelona die Silbermedaille holt, fragt sich Vlade zu Recht:
„What could have happened if my former team mates and I had played together?“
Vielleicht hätte es
irgendwann eine Aussöhnung zwischen Dražen und Vlade gegeben, der in der Doku
seine Version erzählt, aber Dražen Petrović starb im Juni 1993 im Alter von nur
28 Jahren ausgerechnet auf einer deutschen Autobahn in einem Wagen, der von
seiner damaligen Freundin Klara Szalantzy gelenkt wurde. Sie überlebte und
ehelichte später Oliver Bierhoff.
Vlade spricht sehr
respektvoll über seinen ehemaligen Freund, verliert kein schlechtes Wort über
ihn und zeigt eine Größe, die ihn glaubwürdig macht.
Leider wurde die Doku nicht
überall positiv aufgenommen und vor allem in Kroatien teilweise als Propaganda
bezeichnet. Sie waren keine Freunde, heißt es zum Beispiel. Dražens Mutter und
Bruder bestätigen allerdings, dass es zwischen Vlade und Dražen eine sehr enge Freundschaft gegeben hatte.
„I am a Serb, but I regard
myself as from Yugoslavia.“, sagt Vlade.
„I am from Croatia.“, sagt
Dražen bestimmt.
Is this so important? You
were brothers...
Anm.:
Dražen: abgeleitet von drag,
draga, drago = lieb, teuer
Divac (2,16 m): enthält „div“ = der
Riese; diviti se=staunen, etw. bewundern
Die gesamte Doku Once brothers, engl. mit Untertiteloption:
Divac über die Freundschaft zu Dražen:
The flag incident:
Nachrichten zum Tod von Dražen Petrović:
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