Ugo stand vor einem Problem,
das nicht einmal das Konzil von Trient gelöst hatte. Es hatte das Thema an ihn
weitergereicht.
Im ersten Jahrhundert nach
Christus wurde festgelegt, dass am 21. März Frühlingsbeginn ist, dieser Termin
war wichtig, um bestimmen zu können, auf welche Tage das Osterfest fällt.
Die
Frühlings-TagundNachtgleiche, die wiederum auch den Frühlingsbeginn auf der
Nordhalbkugel markiert, fand aber nun bereits etwa zehn Tage früher statt.
Was haben diese Deppen um Julius
Cäsar sich damals gedacht, schimpfte Ugo.
Ein Kalenderjahr, das im
Vergleich zum Sonnenjahr 11 Minuten zu lang ist.
Der Frühlingsanfang verschob
sich alle 130 Jahre um einen ganzen Tag nach vorne und heute liegt er auf dem
11. März.
Alles Deppen die Römer mit
ihren ungenauen Schaltjahren!
Met saufen, Orgien feiern
und Spiele veranstalten, aber von Mathematik keine Ahnung. Auch Augustus mit
seiner Reform: nicht zu Ende gedacht, mein Lieber.
Was mach ich nur, was mach
ich nur?
Ich habe zehn Tage zu viel?
Wo stecke ich die hin?
Der „Pole“ Nikolaus
Kopernikus hat da doch ein Werk geschrieben und gesagt, dass die Erde sich um
die Sonne dreht und der deutsche Christopherus Clavius, die wissen, was zu tun
ist.
Auf Basis ihrer Werke und
Entdeckungen werde ich ein internationales Astronomen- und Expertenteam
beauftragen, einfach einen neuen Kalender auszuarbeiten.
Sind wir nicht im Zeitalter
der Reformation? Ändert sich nicht so Vieles?
Ich reformiere auch, ich
werde in die Geschichte eingehen, als großer Reformator, der den Frühlingsbeginn
gerettet hat!
Ugo rieb sich zufrieden den
Bauch, zückte den Stift, nachdem er sich mit seinen Experten (darunter Aloisius
Lilius) beraten hatte und schwupps waren die Tage 05.10.1582 bis 14.10.1582
gestrichen! Es gibt sie nicht, sie haben niemals existiert!
Zehn Tage einfach
ausradiert.
Ich bin schließlich der
Papst, tönte Ugo Boncompagni, ich bin Papst Gregor XIII, das Oberhaupt der Katholischen Kirche und ich löse das Problem auf meine Art und alle Christen
haben zu folgen.
Nicht so ein kleines Dorf in
Gallien, äh…nicht so viele protestantische und orthodoxe Länder und Gegenden,
die nicht so an Ugo und demzufolge dem Papst hingen.
Augsburg war bireligiös und
befand sich aufgrund der Kalenderumstellung im Jahr 1584 kurz vor dem
Bürgerkrieg.
Kleine Gemeinden, die heute
in der Schweiz liegen, führten den Gregorianischen Kalender zu Gänze sogar erst
im Jahr 1811 ein, Griechenland gar erst 1949 (auf dem Berg Athos gilt der
Gregorianische Kalender jedoch nicht).
Unter den Revoluzzern, die
gar nicht einsahen, warum denn der Frühling ausgerechnet am 21.3 beginnen muss,
gehörte auch die Orthodoxe Kirche u. a. in Russland und Serbien.
Zwar findet das
nicht-kirchliche Leben anhand des neuen Kalenders statt, aber die Orthodoxe
Kirche ne da se (lässt nicht locker, hält am Julianischen Kalender fest) und
würde wohl eher E. T. zum Oberhaupt wählen, als sich dem bärtigen Ugo und damit
dem Katholizismus zu beugen.
Tja, so kommt es, dass
Klein-Jugoschwabo seine Geschenke oft am 06.01 erhielt und dann stolz in der
Schule von den Weihnachtsgeschenken erzählte, als die kleinen Deutschschwabos
den Tannenbaum schon á la Ikea-Werbung aus dem Fenster geworfen hatten.
Wenn sie dann nicht mit mir
spielten und mich für sonderschul-würdig hielten, weil ich nicht einmal wusste,
wann Weihnachten war, war das also nur Ugos Schuld.
Und Ostern erst. Ich weiß,
warum viele Jugos ihre Ostereier mit Zwiebelschalen und Co. färben, die
Ostereierfarbe ist nämlich etlicheTage nach dem katholischen Ostern nirgends mehr
zu kaufen. Nein, natürlich nicht, es ist einfach eine alte Tradition, aber mir
ist es oft passiert, dass ich dann dumm dastand, weil ich keine Farbe gekauft
hatte und mich dann in der Küche mit Roter Bete wiederfand.
Wieder ein Dilemma. Wie so
oft. Ich persönlich habe Weihnachten am 24.12 gefeiert.
Ich habe ein Kind, meine
Schwester hat Kinder, wie sollen wir ihnen das erklären, wieso sie keine
Geschenke am 24.12 bekommen und wieso Jesus anscheinend zwei Mal auf die Welt
gekommen ist und das noch in unterschiedlichen Jahren. Am besten wir nehmen
auch noch den jüdischen Kalender als Basis, weil Jesus ja Jude war, demnach
befinden wir uns im Jahr 5773.
Jetzt bin ich nicht nur ein Gastarbeiter-Jugoschwabo-Kind, sondern auch noch ein „Altkalendarier“.
Jetzt bin ich nicht nur ein Gastarbeiter-Jugoschwabo-Kind, sondern auch noch ein „Altkalendarier“.
Aber wo finde ich den
weihnachtlichen Zauber im Januar, wenn die Plätzchen gegessen und die
Lichterketten im Keller verstaut sind?
Vielleicht wusstet ihr all das, ich nicht so recht. Ich wusste, dass es einen Grund gab, aber nie genau warum und weshalb und das Thema Kirche und Religion hatte mich nie sonderlich interessiert, aber wenn man Weihnachten an den Heiligen Drei Königen feiert, kommt man irgendwann ins Grübeln. Ich versuche ja immer so neutral wie die Schweiz zu sein, wenn es um Konflikte oder Unterschiede geht, aber bei diesem Kalenderthema muss ich sagen, dass ich es zeitgemäßer und schöner finden würde, wenn auch die Orthodoxe Kirche endlich umschwenken würde, sonst feiern wir in Futurama irgendwann am 03.01 Frühlingsanfang, aber nun denn laut dem Kalender
des guten alten Cäsar ist heute der orthodoxe erste Weihnachtsfeiertag, gestern
war Heilig Abend. Wieso bin ich nur in die Arbeit gegangen?
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